Information Capture-Markt

Dicom schärft sein Profil

10. November 2006, 9:52 Uhr | Martin Fryba
Partnerkonferenz im Prager Zofín-Palast: Fast 500 Dicom-Partner informierten sich über Trend und neue Produkte

Durch zahlreiche Akquisitionen hat der britische Hersteller Dicom-Group seine Marktposition erheblich ausgebaut und dabei so machen Partner irritiert. Das weiß der neue CEO Rob Klatell nur zu gut und will bald reagieren. Aller Kritik zum Trotz: Das Geschäft rund um die Digitalisierung von Papier ist für Systempartner hoch interessant.

Ein Euro Produktumsatz = 10 Euro Erlös für Channelpartner

»Das papierloses Büro wird es nicht geben, ebenso wie es keine papierlose Toilette geben wird«, sagt ausgerechnet ein Geschäftsführer eines Systemhauses, der vom Trend zur Digitalisierung von Dokumenten sehr gut lebt. Ein offensichtlicher Widerspruch, der aber keiner ist. Denn viele Unternehmen, die sich Gedanken über Rationalisierung ihrer Geschäftsabläufe machen, kommen zur Einsicht, dass die Lösung nicht etwa »Papier oder Bytes«, sondern »Papier und Bytes« heißen muss. So etwa die auf Hypothekenkredite spezialisierte Westdeutsche Immobilienbank. Täglich laufen dort in der zentralen Poststelle in Münster über 6.000 Schriftstücke wie Kreditanträge, Gutachten, Korrespondenzen und Fotos auf. Seit das Walldorfer SAP-Systemhaus xft ein Capturing-System der Dicom-Tochter Kofax installiert hat, werden sämtliche Unterlagen bei der WestImmoBank noch am selben Tag gescannt und die Daten fall bezogen an das SAP Data Repository übertragen. Die elektronische Akte kann ohne zeitliche Verzögerungen in jeder Filiale sofort bearbeitet werden, binnen 48 Stunden erhält der Kunden ein Angebot. Früher dauerten die Kreditentscheidungen doppelt so lange.

Information Capture (IC), wie man solche Prozesse nennt, ist ein Segment, das mittlerweile die Milliarden-Umsatzgrenze überschritten hat und mit jährlichen Wachstumsraten von fast 20 Prozent glänzt, wie Marktforscher berichten. Die Dynamik kommt nicht von ungefähr: Mittlerweile kann Software mit hoher Zuverlässigkeit unterschiedlichste Dokumente erkennen, die darin enthaltenen Informationen anhand einzelner Felder analysieren und so beispielsweise Rechungen von Lieferscheinen unterscheiden. Das ist wichtig, um die Dokumente an Systeme wie ERP oder CRM anzubinden und weitere Schritte automatisch anzustoßen. Tätigkeiten wie Rechnungskontrolle bestellter Ware, Lagerverwaltung und Kreditorenmanagement lassen sich so weitgehend automatisieren. Geschäftsprozesse werden schneller, vor allem aber kostengünstiger. Ein Riesengeschäft nicht nur für Hersteller von Hochleistungsscannern und DMS-Anbieter, sondern vor allem für Systemhäuser, die Endkunden beraten, solche Lösungen implementieren und warten, gegebenenfalls sogar den Betrieb übernehmen. »Mit jedem Euro, den wir verdienen, können unsere Reseller acht bis zehn Euro umsetzen«, umreißt Andrew Pery, Vice President Marketing Dicom, die Chancen für Systempartner, ihre Umsatzbasis mit Services auszuweiten. Möglicherweise war das ein Grund dafür, warum unlängst über 480 Reseller aus über 31 Ländern nach Prag reisten, um sich auf der jährlichen Dicom-Partnerkonferenz aus erster Hand über Innovationen vom britischen Hersteller und dessen Partnern, unter anderem Cancon, Fujitsu, HP und Boewe Bell & Howell, unterrichten zu lassen.


  1. Dicom schärft sein Profil
  2. Irritationen: Marke statt Marken

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