Die Zusammenarbeit zwischen Microsoft und Novell nimmt erste Konturen an. Zunächst haben die Partner vier Projekte zur Virtualisierung und Standardisierung vereinbart.
Nach dem historischen Handschlag zwischen den CEOs Steve Ballmer und Ron Hovsepian sind die frischgebackenen Partner Microsoft und Novell zum Tagesgeschäft übergegangen. Dabei folgt die Kooperation einer Politik der kleinen Schritte, die sich zunächst auf vier klar abgegrenzte Vorhaben beschränkt. Immerhin geht das Bündnis über eine reine Absichtserklärung hinaus und nimmt offenbar konkrete Formen an. So arbeiten die Partner in den Projekten daran, den virtuellen Betrieb von Linux und Windows auf der jeweils anderen Server- Plattform zu ermöglichen, die Dokumentenformate Open XML und ODF kompatibel zu machen, die Verzeichnisdienste Active Directory (Microsoft) und E-Directory (Novell) miteinander zu verknüpfen und einen Standard für Web-Services zu etablieren.
Nach den Worten von Holger Dyroff, Vizepräsident Produktmanagement Suse Linux bei Novell, »sind 20 bis 30 andere Projekte denkbar«. Konkrete Pläne für weitere Vorhaben gebe es aktuell aber nicht. Ausgespart bleibe vorerst auch der Desktop, sagte der Novell-Manager beim ersten gemeinsamen Auftritt der beiden ehemals verfeindeten Unternehmen in Deutschland. In diesem Rahmen bekräftigte Andreas Hartl, Leiter Plattformstrategie bei Microsoft, das Interesse seines Unternehmens an Standards und der Offenheit innerhalb heterogener Systemwelten. Dem Manager zufolge hegt Microsoft dabei keine Berührungsängste gegenüber der Open-Source- Community. »Tatsächlich unterstützen wir sogar einige Projekte, und sind bereits Partnerschaften mit Open-Source-Unternehmen eingegangen.« So nannte Hartl etwa die Red-Hat-Tochter Jboss, die PHP-Company Zend und Sugar CRM.
Für die gemeinsamen Projekte stehen teilweise bereits die Zeitpläne. So sollen die wesentlichen Arbeiten zur Virtualisierung im Laufe dieses Jahres ausgeführt werden. Wenn das neue Windows- Serverbetriebssystem »Longhorn « im zweiten Halbjahr erscheint, wird der Suse Linux Enterprise Server 10 als paravirtualisiertes Gast-System darauf laufen. Spätestens sechs Monate später soll sich »Longhorn« virtuell auf dem Suse-Linux-Server betreiben lassen. Einen detaillierten Produktfahrplan wollen Microsoft und Novell noch im März vorstellen. Einige Lösungen, die durch die Zusammenarbeit entstehen, wie Management-Tools für Web- Services, werden als Open-Source- Lösungen entwickelt, andere Produkte wie Adapter oder Treiber als Closed-Source-Software.
Bei aller technologischen Kooperation: »Im Vertrieb beim Kunden, da fetzt es nach wie vor«, zeigte Michael Grözinger, National Technology Officer bei Microsoft, die Grenzen der Freundschaft auf. Gleichwohl tritt Microsoft im Rahmen des Abkommens aber als Vertriebspartner auf und gibt Subskriptionsverträge des Suse-Linux- Systems an Kunden ab. Insgesamt haben die Redmonder innerhalb von drei Monaten bereits 35.000 Zertifikate vertrieben, unter anderem an die Deutsche Bank. Vereinbart sind 70.000 pro Jahr. Den Suse-Partnern entgehe dadurch jedoch kein Geschäft, versichert Novell-Manager Dyroff: »Bei den Unternehmen handelt es sich um klassische Direktkunden.«
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