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Kopfnuss

Die Gedanken sind frei: Microsoft verwirklicht Menschheitstraum

»Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen«, so lehrte es uns bislang das Volksliedgut.

Autor:Redaktion connect-professional • 31.10.2007 • ca. 1:40 Min

Hand aufs Herz: Wer von uns hätte nicht schon einmal mit hochrotem Kopf über eine Fehlfunktion von Word oder Excel geflucht und Bill Gates und Co. am liebsten auf den Mond geschossen? In Zukunft könnten solche, doch eigentlich nur allzu menschlich erscheinende Ansinnen gefährlich werden.

Was wir über die Software-Segnungen aus Redmond tatsächlich denken, will Microsoft demnächst anhand von Gehirnstrom-Analysen mit wissenschaftlicher Präzision ans Licht bringen. In einem Antrag an das US-Patentamt hat Microsoft schon einmal schematisch beschrieben, wie das Gedankenlesen vor sich gehen soll. Anhand von vier Kabeln werden die Gehirnströme des Anwenders gemessen, während ein Kasten zeigt, welche Aufgabe gerade bewältigt wird.

Vielleicht sollte man das Ganze ja auch nicht zu kritisch bewerten. Erinnern Sie sich eventuell an den Film »Firefox« mit Clint Eastwood? Dort steuert der Protagonist kraft seiner Gedankenströme einen ultraschnellen Düsenjäger. Möglicherweise rasen wir ja schon bald mit Überschallgeschwindigkeit durch unsere Arbeit, weil das Betriebssystem uns stets einen Schritt voraus ist und die Arbeit bereits erledigt hat, bevor wir auch nur einen Finger krumm gemacht haben.

Wäre doch schön, wenn man in Zukunft so ein intelligentes Betriebssystem hätte. Wenn unsere neuronale Aktivität abnimmt, weil wir eine Pause brauchen, hat das Betriebssystem vollstes Verständnis dafür. Es startet sogleich einen Bildschirmschoner mit einem entspannenden Motiv und spielt dazu die passende Chilout-Musik. Nachdem das System nach einem angemessenen Zeitraum wieder erste neuronale Regungen registriert, säuselt es uns ins Ohr, dass wir jetzt wieder totalen Bock auf die Excel-Tabellen mit den neuesten Umsatzprognosen haben.

Es fragt sich nur, wie das intelligente Betriebssystem reagieren soll, wenn der Benutzer denkt: »Ich habe jetzt endgültig die Nase voll von Microsoft-Produkten und arbeite in Zukunft lieber mit einem wesentlich zuverlässigeren, frei erhältlichen Linux-System.« Wird Windows solch subversives Gedankengut sogleich an Schäuble melden? Klopft vielleicht wenige Minuten, nachdem wir das Undenkbare gedacht haben, ein Schlägertrupp an unserer Tür, um uns von den Vorzügen der Windows Vista Ultimate Premium Edition zu überzeugen? Oder versuchen es Gates und Co eher mit sanfter Überzeugungsarbeit, indem sie uns eine attraktive, persönliche Windows-Beraterin ins Haus kommen lassen.

Als Anwender sollten wir auf jeden Fall alles tun, um Microsoft bei seiner zutiefst humanistischen Mission zu unterstützen, jede Aktivität unserer Gehirnzellen zu registrieren. Schließlich kann so – und vermutlich auch nur so – der große Menschheitstraum von einem perfekten Windows endlich in Erfüllung gehen.