Sechs Jahre währte die Distributoren- Allianz European Wholesale Group (EWG), jetzt aber sehen die Mitglieder keinen Sinn mehr im Fortbestand des Verbunds. Denn die Grossisten Also, Copaco und Esprinet seien nun stark genug, um selbstständig europaweit agieren zu können.
Der gemeinsame Umsatz der EWG-Partner konnte sich sehen lassen. Mehr als sechs Milliarden Euro wies die Distributoren-Einkaufsgemeinschaft zuletzt aus. In 16 Ländern aktiv, nahmen sie europaweit den Platz zwei in der Distributionsbranche ein. Nun ist Schluss für die European Wholesale Group, zu der die Also Holding AG (Schweiz), Copaco N.V. (Niederlande) und Esprinet S.p.A. (Italien) gehörten. Alex Sozonoff, Chairman und Präsident des Verbundes, begründet die Auflösung nun mit dem zurückliegenden Erfolg der Allianz: »Unsere Strategie, Wachstum entlang den vier Dimensionen strategische Partnerschaften, neue Kundensegmente, neue Produktkategorien und Geographie zu realisieren war erfolgreich.«
Nachdem die Hauptziele erreicht seien, könne sich jetzt die Gruppe auflösen. »Alle drei Allianzmitglieder haben eine kritische Größe erreicht und sich zu starken, multinationalen Distributionsunternehmen entwickelt, die zu den leistungsfähigsten Marktteilnehmern im europäischen IT-Markt zählen«, betont Sozonoff. Und Also-Konzernchef Thomas C. Weissmann fügt hinzu: »Früher waren die gemeinsamen Projekte wichtig. Aber die Welt hat sich geändert. Eine EWG bringt uns allen keinen Nutzen mehr, der Aufwand ist nicht mehr nötig.«
Gleichsam profitiert hätten von der Allianz die strategischen Partner und die Kunden. Zu den strategischen Partnern gehörten vor allem die Hersteller Canon, Fujitsu Siemens Computers (FSC) und Hewlett-Packard, wobei Hewlett- Packard als erster Hersteller die 2002 gegründete Gruppe als gesamteuropäischen Partner anerkannte. Zwei Jahre später kam FSC dazu. Diese paneuropäischen Distributionsverträge überhaupt erst zu erhalten, war eines der Hauptziele der Einkaufsgemeinschaft.
Die Idee von einer gesamteuropäischen Distributorengruppe – im Gründungsjahr gehörten noch die britische Westcoast und die skandinavische GNT dazu – war vom Mitbewerb kritisch betrachtet worden. Besonders von Ingram Micro und Tech Data. Denn genau gegen diese beiden Distributoren, die sich paneuropäisch ausrichteten, sollte die Allianz eine Kooperationsalternative für die Hersteller bieten. »Die Gründungsfirmen waren zwar alle stark in ihren Heimmärkten, aber eben nur dort«, begründet Weissmann gegenüber CRN die Allianz. Zumal 2002 die großen Hersteller nur auf europäischer Ebene Marketinggelder vergeben hätten.
Der Also-Konzern ist aber inzwischen dank der Übernahme des finnischen EWG-Mitglieds GNT in die Top Fünf der Europa- Distribution vorgestoßen. Die partnerschaftliche Vereinbarung, nicht in Märkte zu expandieren, in denen andere EWG-Mitglieder aktiv sind, zählt nun nicht mehr – Also könnte damit auch in West- und Südeuropa weiter expandieren.