E-Government aus dem Nähkästchen Gestatten Sie mir an dieser Stelle einmal eine kleine Anekdote aus meinem Privatleben.
Meine Frau und ich wohnen in München sehr zentral. Die Straße ist mit Geschäften gesäumt und daher darf man dort höchstens für zwei Stunden mit Parkschein parken, dann muss man das Auto entfernen oder umparken und einen neuen Schein ziehen. Als Anwohner, der für solche Kapriolen weder Zeit noch Lust hat, bekomme ich also regelmäßig Knöllchen, die ich immer umgehend und gar nicht einmal unwillig begleiche. Denn die monatliche Summe der sich meist auf fünf, manchmal auf 15 Euro belaufenden Knöllchen ist immer noch niedriger als die Kosten eines ohnehin nicht zu bekommenden Stellplatzes. Ich kann sagen, ich habe mittlerweile eine enorme Routine beim Bezahlen von Bußgeldbescheiden! Vor wenigen Wochen flatterte mir allerdings einer ins Haus, der sich in der Summe und in der Sache vom Gewohnten unterschied. 37,51 Euro sollten es plötzlich sein – die Kosten des Verfahrens und die Auslagen der Bußgeldstelle machten den Unterschied. Verfahren und Auslagen? Mir war völlig unerklärlich, woher diese auf einmal rührten. Also schrieb ich eine E-Mail, in der ich um Prüfung des Sachverhaltes und Erklärung desselben bat. Nach zehn Tagen ohne Antwort erlaubte ich mir eine telefonische Nachfrage – die Zahlungsfrist näherte sich dem Ende, die Zeit drängte also. Ich schilderte den Vorfall. »Ach so, dann ist das noch in Bearbeitung und man heftet ihre E-Mail sicher gerade an Ihre Akte, die sich noch im Umlauf befindet«, entgegnete mir der freundliche Beamte. Ich fuhr innerlich leicht zusammen: man heftet meine Mail an meine Akte! Die Sache hätte aber wohl ihre Richtigkeit, das ominöse Verfahren dürfte zur Ermittlung des Fahrers notwendig gewesen sein, da dieser nicht mit dem Halter identisch sei, so das Ergebnis des Gesprächs, auf das wir uns dann einigten, obwohl nicht zu erklären war, wieso das ausgerechnet in diesem einen Fall und vorher (und übrigens auch nachher) nie ein Problem war. Mir ging die Sache noch ein paar Tage durch den Kopf. Offenbar sensibilisiert die jahrelange Berichterstattung über IT-Projekte in Behörden bei eignen Kontakten mit den Ämtern. Eine knappe Woche nach meinem Anruf in der Bußgeldstelle bekam ich einen Brief mit Bezug auf meine E-Mail! Darin wurde die Richtigkeit des Bußgeldbescheids bestätigt – kein Wort zur Erklärung des Verfahrens. Schmunzelnd stellte ich zweierlei fest: 1. Zumindest die alten ineffizienten Prozesse funktionieren und damit stellen die Behörden nicht unbedingt die Bürger zufrieden, aber immerhin die Erledigung der wesentlichsten Aufgaben sicher. 2. Uns wird der Stoff über (notwendige) IT-Projekte so schnell nicht ausgehen.