Neue Technologie in der Baubranche

Ein gedrucktes Haus

28. Juli 2021, 12:30 Uhr | Autorin: Alexandra Hose
© MHKBG / Helber

Das erste Wohnhaus, das in Deutschland mit einem 3D-Betondrucker erbaut wurde, ist bezugsfertig. Der Bau im nordrhein-westfälischen Beckum dauerte etwa acht Monate. Die PERI-Gruppe hatte den 3D-Druck umgesetzt. Das Vorgehen könnte die Baubranche grundlegend ändern. Auch wegen des Fachkräftemangels.

Fünf Minuten für einen Quadratmeter doppelschalige Wand: So schnell kann ein 3D-Betondrucker Wände drucken. Innerhalb von acht Monaten entstand so das erste zweigeschossige Haus mit 160 Quadratmetern Wohnfläche. Der Baubeginn war Anfang September 2020. Am 26. Juli 2021 wurde das Haus offiziell eröffnet. Das Land Nordrhein-Westfalen hat das Projekt mit knapp 200.000 Euro bezuschusst. Der 3D-Druck ist ein neues Bauverfahren, das es bisher in der Baupraxis nicht gab.

So funktioniert 3D-Druck beim Bauen

PERI, 3D-Betondrucker
Der 3D-Betondrucker von Peri muss einmal sicher kalibriert werden. Dann kann er sich über drei Achsen frei bewegen, um die Wände des Hauses zu drucken. Während des Druckvorgangs können Mitarbeiter aber trotzdem noch manuell weiter arbeiten.
© PERI

Beim 3D-Betondruck trägt eine Düse den Baustoff Schicht für Schicht auf. Die Schichtdicken liegen dabei im Zentimeter-Bereich. Das eingesetzte Material „i.tech 3D“ wurde speziell für diesen 3D-Druck entwickelt. Seine Eigenschaften sind besonders auf den Betondruck ausgelegt. Das gedruckte Haus ist aus dreischaligen Wänden konstruiert, die mit Isoliermasse verfüllt werden. „Der in Beckum verwendete Drucker vom Typ BOD2 ist ein Portaldrucker, das bedeutet, der Druckkopf bewegt sich über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen“, erklärt Fabian Meyer-Brötz, Leiter 3D Construction Printing bei PERI. „Der Vorteil: Der Drucker kann sich in seinem Rahmen an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal kalibriert werden.“ Während des Druckvorganges berücksichtigt der Drucker bereits die später zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse für Wasser, Strom und die restliche Gebäudetechnik. Der Drucker mit der Bezeichnung „BOD2“ ist so konfiguriert, dass auch während des Druckvorgangs im Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle Arbeiten, wie etwa das Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, können auf diese Weise problemlos in den Druckprozess integriert werden, heißt es von PERI.

Der 3D-Drucker ist flexibel und schnell einsetzbar, so dass sich die erforderlichen Ressourcen verringern: Es müssen nun nicht mehr viele verschiedene Baustoffe auf der Baustelle zu entsprechenden Elementen zusammengebaut werden. Das verschlankt die Bauabläufe und spart Zeit in einem signifikanten Ausmaß. Da bei dieser 3D-Druck-Technik auf Digitalisierung gesetzt wird, können bis zu drei Mitarbeiter den Herstellungsprozess abwickeln. Das ist vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der Bauwirtschaft ein entscheidender Vorteil. Da überdies das Arbeiten im Schichtbetrieb möglich ist, verkürzt sich die Bauzeit nochmal deutlich. Zudem können mit dem Druckverfahren aufwendige Arbeiten – etwa Rundungen im Gebäude – unkompliziert erledigt werden. Und wie es heißt, ließe sich das Haus einfach absaugen und neu verdrucken, sollte es nicht mehr gebraucht werden.


  1. Ein gedrucktes Haus
  2. Ein Umbruch in der Branche

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