Am 24. April öffnete 1&1 einem kleinen Kreis von Presseverterter:innen die Pforten seines O-RAN-TestLabs. Auch connect professional war dabei.
Im Dezember 2023 hatte 1&1 verkündet, dass „1&1 O-RAN“ voll funktionsfähig und deutschlandweit mobil verfügbar sei. 1&1 O-RAN ist der Name des vollständig virtualisierten 5G-Netzes des Mobilfunkanbieters auf Basis der Open-RAN-Technologie.
Über 80 Partner waren am Netzbau laut Unternehmensangaben beteiligt. Die Netzsteuerung des cloudnativen 1&1 O-RAN erfolge über die Software und Plattform des 1&1 Technologiepartners Rakuten sowie über ein Kernnetz von Mavenir.
Eine Grundlage für den Start des Mobilfunknetztes war und ist es unter anderem, Endgeräte sowie die Interoperabilität und Performance von Netzkomponenten der unterschiedlichen Hersteller zu testen.
Für diesen Zweck erbaute 1&1 im Jahr 2022 in Düsseldorf ein O-RAN-TestLab, dessen Türen sich am 24. April erstmals für die Presse öffneten.
Das TestLab sei laut Michael Martin, CEO von 1&1 Mobilfunk, „ein – wenn nicht sogar das größte – Rechenzentrum im europäischen 5G-Umfeld, mit dem Simulationen für bis zu 500.000 Kundinnen und Kunden möglich sind.“ Martin betonte, dass das TestLab ohne staatliche Fördermittel gebaut wurde und betrieben werde.
Joachim Groß, Head of Architecture von 1&1 Mobilfunk, erläuterte bei der Presse-Führung den Betrieb mit Standard-Servern unterschiedlicher Hersteller sowie die Testverfahren, beispielsweise für einzelne Bauelemente der eingesetzten Gigabit-Antennen. Zudem öffnete Groß den Testraum für Smartphones. Darin können rund 300 Mobiltelefone verschiedenster Anbieter gleichzeitig getestet werden. Insgesamt seien bereits rund 9.000 Endgerät-Typen wie Handys unterschiedlicher Hersteller bis hin zum Baustellenhandy sowie Modems im Live-Betrieb überprüft worden.
„Die Anforderungen an Endgeräte sind heute komplexer als zu früheren Zeiten. Gemeinsam mit unseren Partnern führen wir kontinuierlich Tests in unserem 5G-Netzwerk sowie an den zugrunde liegenden Technologien durch, um Innovationen voranzutreiben”, sagte Martin.
Über Design, Ausbau und Betrieb des deutschlandweiten Transportnetzes sowie die Rechenzentrumsinfrastruktur sprach Martin Fischer, CTO des Schwesterunternehmens 1&1 Versatel. Zentral im 1&1 O-RAN ist eine private Cloud, die in hunderten Städten mit dezentralen Edge-Rechenzentren betrieben werde. So gebe es 500 regionale Far-Edge-Rechenzentren, 24 dezentrale Edge-Rechenzentren und vier Core Rechenzentren. An den Antennenstandorten kommen Gigabit-Antennen zum Einsatz, die über Glasfaser mit den 1&1 Edge-Rechenzentren verbunden sind. Die Distanz zwischen Antenne und dem jeweiligen Rechenzentrum betrage circa zehn Kilometer. Von dieser Netzarchitektur verspreche man sich minimale Latenzen – eine Voraussetzung für künftige Echtzeitanwendungen. Die Steuerung der Antennen wird nicht vor Ort an den Funkmasten vorgenommen; stattdessen erfolgt das sowie die Steuerung sämtlicher Netzfunktionen per Software.
1&1 O-RAN zeichnet sich dadurch aus, dass es über eine Vielzahl standardisierter Schnittstellen verfügt, über die sich Software- und Hardware-Komponenten verschiedener Anbieter kombinieren lassen. Dadurch wolle sich 1&1 von einzelnen Ausrüstern unabhängig machen. Die Partnerunternehmen kommen dabei vorwiegend aus Europa und Nordamerika sowie Japan – auf Produkte aus China verzichte man.
Die Sicherheit sieht man bei 1&1 durch das offene Konzept nicht beeinträchtigt. So erfülle das Netz von 1&1 alle Punkte der Risikoanalyse des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) in Deutschland und operiere mit Standard-Servern sowie standardisierter Software.