Emails: Desaster-Kommunikation kommt Firmen teuer zu stehen
Der tägliche Wahnsinn: Büromenschen beschäftigen sich eifrig mit unnützen Dingen, während Techniker tagtäglich tapfer in einen längst verlorenen Kampf ziehen. Die elektronische Mail hat das Zeitalter der schönen, schnellen, vor allem aber immer teurer und gefährlicher werdenden Kommunikation geschaffen.

Es ist einer der größten Fehler moderner Kommunikationssystems, dass die elektronische Post gratis versendet werden kann. Hoster wie McColo und andere Unterweltfirmen sorgen dafür, dass täglich eine dreistellige Milliarden-Zahl an Spam-Mails verschickt wird. Die schöne neue und zunehmend lästige Kommunikation wird zudem durch zweifelhafte Versprechen von Newsletterdiensten pervertiert, die Nutzern für das Lesen von Werbemails sogar Geld zahlen. Briefe und Prospekte gegen Entgelt zustellen war gestern. Digitalen Informationsmüll kostenlos und unter beachtlichem Schaden für Umwelt und Intellekt zustellen, ist heute.
Glaubt man einschlägigen Studien, müsste ein Mail-Verbot eigentliche in die UN-Resolution für Menschenrechte aufgenommen werden. Büroangestellte verschwenden 3,5 Jahre ihres Lebens mit E-Mails, die zu großen Teilen unwichtig oder schlicht überflüssig sind, fand eine Studie des Henley Management College im Auftrag des TK-Herstellers Plantronics heraus. Die Zeit, die Anwender für das Sichten ihres Postfaches und das Aussortieren von unerwünschten Nachrichten aufwenden, verschlingt einer Studie der Universität Hamburg zufolge 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter.
Erheblich sind auch die jährlichen Kosten, die Unternehmen zur Erhaltung des Kommunikationsdesasters aufwenden. Die Formel: Je größer der Konzern, desto mehr Mails müssen bewältigt werden, desto höher der Preis für Hard- und Software, Lizenzen, Server und Speicherplatz: Im Schnitt jährlich 63 Dollar pro Mail-Nutzer, ermittelte kürzlich IT-Security-Spezialist Trend Micro. Wartung und Betrieb der Mail-Infrastruktur durch eigenes Personal noch gar nicht eingerechnet.
Geschweige denn Folgekosten für die Beseitigung von Systemmanipulationen oder Ausfällen der IT-Infrastruktur, weil kriminelle Urheber ihre gefährlichen Emissionen ungehindert verbreiten können. Wie hoch weitere Schäden durch Internet-Betrug mittels Phishing und Pharming zu veranschlagen sind, vermag keine Statistik zuverlässig zu nennen.
Mails, die digitalen Leimruten unseres Zeitalters, sind willkommene Agenten, die Authentisierungsdaten ausspähen. Identitätsdiebstahl hat Hochkonjunktur. In einer von 245 Mails finden sich entsprechende Schnüffel-Programme, rund ein halbes Prozent am gesamten Mailaufkommen, schätzt der E-Mail-Spezialist MessageLabs.
Andererseits ist die Mail-Kommunikation heute freilich kaum mehr wegzudenken. Aber immerhin: 15 Prozent aller IT-Leiter würde sie am Liebsten ganz abschaffen. Man muss dahinter nicht unbedingt eine der Todsünden vermuten: der Wunsch, sich im Schatten einer reibungslosen IT genüsslich der Trägheit am Arbeitsplatz hinzugeben.
Die Desaster-Kommunikation einzudämmen kann auch was mit der Qualität unserer modernen Kommunikation zu tun haben, wie eine Studie der Akademie für Führungskräfte zeigt. Jeder dritte deutsche Manager würde einen Mail-freien Freitag begrüßen, um wenigstens einmal in der Woche das direkte Gespräch per Telefon zu führen.
Tipp der Redaktion:
Mehr Hintergründe und Konzepte zum Thema E-Mail-Sicherheit stellt MessageLabs in einem Webinar am 30. April vor. Anmeldungen zum kostenlosen Webinar bei unserer Schwesterzeitschrift Networkcomputing.(http://www2.networkcomputing.de/webinare/messagelabs/)