funkschau: Worin sehen Sie (noch) Herausforderungen, wenn es darum geht, die Digitalisierung des Schulwesens hierzulande voranzutreiben?
Tollet: Für ein echtes digitales Unterrichten braucht es vieles: Voraussetzung ist ein schnelles Internet – daran hapert es schon oft in deutschen Schulen – dann benötigen die Schulen Tablets, Kameras und die entsprechende Software beziehungsweise Apps, die auf den Unterricht zugeschnitten sind. Hier können Experten wie unsere Händler die Schulen qualifiziert beraten. Droht uns wieder Homeschooling, brauchen wir die Ausstattung sämtlicher Lehrer mit Notebooks, wie es jetzt vom Bund geplant ist. Sitzt am anderen Ende des Homeschoolings allerdings ein Kind, das zuhause keinen Internetzugang hat oder bei dem sich die ganze Familie ein Notebook oder Tablet teilt, dann stößt man sehr schnell an die Grenzen des Machbaren – und an die Grenzen von Chancengleichheit.
funkschau: Was zeichnet nach Ihrem Dafürhalten grundsätzlich ein umfassendes und nachhaltiges digitales Bildungsangebot aus?
Tollet: Wie schon ausgeführt, gehört dazu sehr viel und es müssen auch sehr viele beteiligt werden beziehungsweise sich einbringen, damit es am Ende gelingt und alle davon profitieren. Nicht nur eine kleine, privilegierte Gruppe. Der Zustand unseres Bildungssystems sagt sehr viel über unsere Gesellschaft insgesamt aus.
funkschau: Aktuell sind die Schulen dazu angehalten, den Regelbetrieb wieder peu à peu aufzunehmen. Wie realistisch ist das Ihrer Meinung nach und inwiefern können Firmen wie Sahara dabei unterstützend fungieren?
Tollet: Meiner persönlichen Meinung nach – und aus eigener Erfahrung mit meiner Familie zur Schulöffnung in NRW nach den Sommerferien – ist ein Regelbetrieb, also ein „normaler“ Schulalltag, unter den jetzigen Gegebenheiten nicht realistisch und auch nicht gegeben. Die einzige Lösung kann meines Erachtens eine vom Bund koordinierte, schnelle und umfassende Digitalisierung des Schulwesens sein – auch wenn das ebenfalls nicht realistisch klingt.