Expert setzt seinen Expansionskurs fort und übernimmt den Flächenmarkt »Foxbob« in München und weitere Promarkt-de-Filialen in Brandenburg und Niedersachsen. Der Retailer Foxbob musste zehn Wochen nach Geschäftsstart bereits Insolvenz beantragen.
»Der erste Foxbob Deutschlands«, so die Werbung, wird auch der letzte bleiben. Nur zehn Wochen nach Eröffnung hat der Flächenmarkt in München/Gräfelfing schon wieder geschlossen – für immer. »Verehrte Kunden, unser Geschäft ist und bleibt geschlossen!«, steht auf Plakaten im Eingangsbereich hinter der Glastür. »Vielen Dank für Ihr Verständnis! Ihr Foxbob Team.« Dabei klang die Geschäftsidee der beiden Foxbob-Geschäftsführer Henry Jaeger und Claus Peter Groos gut: Die beiden ehemaligen Media-Markt-Manager setzten auf das Konzept der »Stadtteilversorger«. Diese kleineren regionalen Flächenformate von 800 bis 2.000 Quadratmetern in Ballungsgebieten nutzen vorhandene Immobilien und konkurrieren mit den lokalen IT- und UE-Fachhändlern. »Wir werden das Media/Saturn-Konzept nicht kopieren, sondern uns alternativ aufstellen«, betonte Groos im Juli im Gespräch mit Computer Reseller News. Die Filiale in München sollte eigentlich der Startschuss für weitere bundesweite Flächenmärkte sein. Die Eröffnung mitten im Sommer in der Wirtschaftskrise machte den ehrgeizigen Plänen offenbar einen Strich durch die Rechnung. Wie aus Branchenkreisen zu hören war, soll der Hauptlieferant des Foxbob-Marktes, die Euronics-Gruppe, auf das Einhalten der pünktlichen Zahlungsziele gepocht haben. Als die Zahlung ausblieb, holte Euronics an einem Sonntag »mit 40 Mann und Tiefladern«, wie es in der Lokalpresse hieß, sämtliche Waren wieder ab. Die Foxbob-Geschäftsführer standen daraufhin ohne Produkte da und mussten den Insolvenzantrag stellen.
Der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Rolf G. Pohlmann, und der Immobilienverwalter Peter Hüller suchten daraufhin »mit Hochdruck« einen Nachfolger für das frisch renovierte Geschäftsgebäude – mit Erfolg. In der nächsten Woche soll der Markt in Gräfelfing als Expert-Filiale neu eröffnen. Die Gruppe muss in den Laden laut Insolvenzverwalter Pohlmann praktisch nichts investieren. Sie haben die ganze Fläche gemietet und Foxbob das Mobiliar zu einem »sehr guten Preis« abgelöst. Der Großteil der Mitarbeiter soll übernommen werden. Expert beginnt bereits mit der Einrichtung seiner 13. Filiale in der Region. Damit setzt die Verbundgruppe ihre Strategie, insolvente Flächenmärkte der Konkurrenz zu übernehmen, fort.
Fast zeitgleich zur Übernahme des Foxbob-Marktes akquirierte Expert auch den ehemaligen Promarkt.de-Flächenmarkt in Brandenburg. Der »Promarkt.de«-Laden im Einkaufszentrum Wust war in der ver- gangenen Woche zum letzten Mal geöffnet. Expert übernimmt das Geschäft und das Personal. Nach dem etwa einwöchigen Umbau öffnet die Filiale neu. »Wir halten den Standort Brandenburg für hochinteressant«, betont Günter Lehfeld Geschäftsführer der Expert Handels GmbH. Er hält die östlichen Bundesländer für unterschätzt. »Brandenburg verträgt sicherlich zwei große Anbieter«, versichert der Geschäftsführer. Damit spielt Lehfeld auf den Fächenmarkt von Marktführer Media Markt in der Sankt-Annen-Galerie an. Expert übernimmt die gut 20 Mitarbeiter samt Filialleiter des bisherigen Geschäfts und will bis zu fünf Mitarbeiter zusätzlich einstellen. Bereits im August übernahm Expert eine Promarkt.de-Niederlassung in der Nordhausener Südharzgalerie und im vergangenen Monat den Flächenmarkt in Wolfenbüttel (CRN berichtete).
Durch die zahlreichen Akquisitionen setzt die Verbundgruppe ihren Wachstumskurs fort: Mit einem Plus von 9,1 Prozent auf 3,06 Milliarden Euro hat Expert im Geschäftsjahr 2008/2009 den zweistelligen Zuwachs von 12,5 Prozent (2,8 Milliarden Euro) vom Vorjahr zwar nicht übertreffen können, trotzdem recht gut abgeschnitten, auch im Vergleich zu den unmittelbaren Mitbewerbern Electronic Partner und Euronics. »Trotz eines wirtschaftlich schwierigen Umfeldes konnten wir diesen Erfolg erzielen, weil die Verbraucher mehr auf Qualität und kompetente Beratung achten«, kommentierte der Vorstandsvorsitzende Volker Müller das Umsatzergebnis. Europaweit liegt Expert noch hinter Marktführer Media/Saturn und dem Verbundgruppen-Konkurrenten Euronics zurück (siehe Grafik).