Switch-Betriebssystem soll Open-Source werden

Extreme Networks will mit Software wachsen

2. November 2006, 8:52 Uhr | Markus Reuter

Der Umsatz von Extreme Networks ist, verglichen zum Vorjahr, gesunken. Mit einem neuen CEO und einer für kommendes Jahr angekündigten Open-Source- Strategie will sich der Netzwerkanbieter Marktnischen sichern, in denen Cisco und Anbieter günstiger Switches nicht aktiv sind.

Für einen Switch-Hersteller ist es heute gefährlich, sich allein über Hardware und Geschwindigkeit zu differenzieren. Extreme Networks hat diesen Argumenten lange vertraut, da der Hersteller dank seiner speziell entwickelten ASICs mehr Kraft auf die Leitung bringen konnte. Firmen wie Netgear, Huawai/3Com oder SMC können heute jedoch mit standardisierten Chipsätzen von Semiconductor-Anbietern wie Broadcom zumindest im Workgroup- und Etagenbereich längst vergleichbare Durchsätze anbieten, zu einem weitaus besseren Preis. Wer wie Extreme viel Geld in die Entwicklung neuer ASICs investieren muss, wird diesen Preiskampf auf lange Sicht nicht bestehen können. Erste Zugeständnisse hat der ASIC-Entwickler schon gemacht, indem er Teile seines Low-End-Portfolios ebenfalls mit günstigen Broadcom- Chips bestückt.

Der Hersteller ist in einer schwierigen Situation. Der Umsatz ist von 97,9 Millionen Dollar im ersten Quartal des Fiskaljahres 2005 auf 83,8 Millionen Dollar im gleichen Zeitraum dieses Jahres gesunken. Zudem hat er gegen formale Richtlinien der Nasdaq verstoßen und könnte im schlimmsten Fall nicht mehr gelistet werden. Eine Entscheidung steht noch aus.

Ein frischer Mann an der Spitze und eine Software-Strategie sollen die Wende einleiten. Mark Canepa löste im August dieses Jahres Gordon Stitt, Mitbegründer von Extreme, als CEO ab. Als ehemaliger Sun-Executive bringt Canepa Erfahrungen auf dem Applikationsgebiet mit, die er in die Strategie einbringen kann.

Bereits in den vergangenen Monaten hat Extreme seine Lösungen schrittweise auf das Betriebssystem »ExtremeXOS« umgestellt. Diese Software enthält als eines der wichtigsten Elemente auf XML basierende Schnittstellen, über die Extreme-Switches Netzdaten in Echtzeit an andere Anwendungen weiterleiten. Als erster Dritthersteller nutzt Avaya diese Schnittstellen, um eigene Voice-over-IP-Systeme über Netzparameter zu informieren. Diese Interaktion soll garantieren, dass der Dienst hochverfügbar und in guter Qualität funktioniert. Mit Internet Security Systems hat Extreme einen Partner auf dem Security-Markt gefunden. Erste Integrationsergebnisse wollen beide zu Beginn des kommenden Jahres präsentieren.

Für 2007 plant Extreme nun, wichtige Module seines Betriebssystems als Open-Source zu veröffentlichen. »Wir wollen einmal die Partnerschaften mit Drittherstellern drastisch erweitern«, erklärt Wolfgang Lochner, verantwortlich für das Software Product Management bei Extreme. »Unser Switch wird auf diese Weise zur Service-Plattform«, ergänzte Martin van Schooten, Senior Director Worldwide Field Marketing.

Darüber hinaus sollen Reseller von Extreme auf Basis der Open-Source-Schnittstellen eigene Lösungen bauen, indem sie selbst die Integration von Drittherstellern darüber abwickeln. »Vor allem die Systemintegratoren sollen ExtremXOS nutzen «, so Lochner. Dies soll zuerst mit einer ausgewählten Zahl von Häusern geschehen. Extreme will diese mit eigenen Interoperabilitätstests unterstützen, um technische Probleme auszuschließen.

Der Hersteller ist aber gezwungen, ein grundlegendes Problem zu lösen. Er muss genügend Code freigeben, um der Open- Source-Community Anreize zu bieten, für XOS zu entwickeln, gleichzeitig aber die Arbeitsleistung der Systemhäuser schützen. »Wir haben noch nicht entschieden, wie weit wir die Software öffnen«, erklärte Lochner.

Am Ende soll die bessere Interaktion zwischen einer Extreme-Infrastruktur und wichtigen Anwendungen im Netz dem Kunden genügend Vorteile bieten, um sich gegen einen anderen Hersteller zu entscheiden. »Wir sind im Vergleich zu Cisco kleiner und können uns daher schneller bewegen «, erklärte van Schooten. So will Extreme Anwendungsbereiche schneller mit verfügbaren Produkten abdecken als die Konkurrenz.

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INFO

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Einsteinring 31, 85609 Dornach
Tel. 089 37427-0, Fax 089 37427-499
www.extremenetworks.com


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