Einer der schlechtesten US-Börsengänge

Facebook-Aktie weiter im Sturzflug

23. Mai 2012, 15:49 Uhr | Folker Lück
Kurssturz: Auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg muss aufgrund des glücklosen Börsengangs finanzielle Einbußen hinnehmen, nagt aber dennoch nicht am Hungertuch. (Foto: Facebook)

Desaster für den Social Media-Primus: Die Facebook-Aktie fällt und fällt. Der Kurs stürzte auch am dritten Handelstag seit dem Börsengang weiter ab. Wer zum Börsengang Facebook-Aktien gekauft hat, verliert damit bereits ein Fünftel des Einsatzes.

Der Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook ist vorerst missglückt. Laut der US-Wirtschaftszeitung »Wall Street Journal«, die sich auf Dealogic-Daten beruft, ist kein anderer US-Börsengang im Milliardenbereich in den letzten fünf Jahren so mies gelaufen.

Alle Beteiligten schieben sich nun gegenseitig die Schuld in die Schuhe: So soll für das Facebook-Desaster einerseits die Investmentbank Morgan Stanley verantwortlich sein, die den Börsengang federführend organisierte. Der Vorwurf: Man habe zu viele Facebook-Aktien auf den Markt geworfen und sich bei der Nachfrage verschätzt. Ob hier wohl Gier eine Rolle gespielt haben könnte?

Verschreckt worden seien Anleger auch durch Goldman Sachs. Das US-Bankhaus soll sich vor dem Börsengang kritisch zur künftigen Facebook-Geschäftsentwicklung geäußert hätten. Aber auch das Facebook-Management selbst soll Fehler gemacht haben: Verschiedenen US-Medienberichten zufolge seien die Verantwortlichen vor dem Börsengang nervös geworden. In Telefonkonferenzen habe man den Analysten der Banken gesagt »korrigiert Eure Modelle«. So zitiert die Nachrichtenagentur Reuters eine mit den Vorgängen vertraute Person. Die Banken sollen diese Information dann an institutionelle Investoren weitergegeben haben, die sich darauf hin beim Aktienkauf stark zurückgehalten haben.

Geschäftsmodell auf tönernen Füßen

Das soziale Netzwerk Facebook kämpft derzeit damit, dass die tägliche Nutzerzahl zwar weiter steigt, die Zahl der geschalteten Werbebanner allerdings nicht im gleichen Tempo wächst. Schuld daran sollen immer mehr Nutzer sein, die Facebook hauptsächlich über Smartphones aufrufen. Das soziale Netzwerk verdient bislang nur Geld mit Werbung, die auf Desktop-Rechnern zu sehen ist. Ob das Web 2.0-Unternehmen ein Geschäftsmodell für Reklame via Smartphone in der Schublade hat, ist unbekannt.

Facebook zählt aktuell über 900 Millionen Nutzer weltweit. Die Geschäftszahlen fallen im Hinblick auf diese riesige Fan-Schar allerdings bescheiden aus: Im vergangenen Jahr machte das soziale Netzwerk 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und eine Milliarde Dollar Gewinn - verdiente also kaum mehr als einen Euro pro Mitglied. Dieses Geld kommt bei Facebook hauptsächlich durch sehr zielgruppengenaue Werbung ins Haus.


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