Wie es um das Zahlungsverhalten in Deutschland gestellt ist, dokumentiert die Atradius-Gruppe, die Kreditversicherungen, Bürgschaften und Inkasso-Dienste anbietet. Demnach ist hierzulande die Zahlungsmoral nur »mittelmäßig«, was bedeutet, dass die durchschnittliche Zahlungsdauer um vier Tage auf 28 Tage überschritten wird. Im Sommer vergangenen Jahres betrug die Überschreitung nur einen Tag. »Selbst für gut geführte Unternehmen ist es eine echte Herausforderung, die Zahlungsdauer ihrer Geschäftspartner um einen Tag pro Jahr zu verkürzen «, sagt Michael Karrenberg, Leiter Risikomanagement bei Atradius Deutschland. Dies verdeutliche, »wie lange es dauern wird, drei oder gar sieben Tage wieder aufzuholen, um die sich die Zahlungsdauer durchschnittlich in nur sechs Monaten verlängert hat«. Als Schutz vor Forderungsausfällen wiederum setzen laut Atradius 45 Prozent der befragten Unternehmen auf Vorkasse. Mit 35 Prozent folgt die Kreditversicherung. Die Nachfrage einer solchen Versicherung sei, so Atradius Deutschland-Chef Thomas Langen, gestiegen. Bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis zu zehn Millionen Euro in den vergangenen Monaten sogar um 50 Prozent.
Weniger von restriktivem Verhalten als mehr von »genauerem Hinschauen« und »entschlosseneren Entscheidungen« spricht Steffan Wisst, Leiter Finanzen und Kundenservice beim Broadline-Distributor Actebis Peacock. Seiner Erfahrung nach würden die Kreditversicherungen nur dann Linien kürzen, »wenn dies nachvollziehbar ist«. Gleichwohl muss sich auch Actebis Peacock auf die stärkere Nachfrage nach alternativen Finanzierungskonzepten einstellen. Wisst: »Wir bieten eine Vielzahl von Leistungen an, so beispielsweise Leasing oder Überbrückungskredite über externe Dienstleister. Für unsere Kunden sind unsere eigenen Finanzierungen, die unabhängig von externen Finanzdienstleistern erfolgen, zurzeit von besonderem Interesse.« Dabei spricht er vor allem Projektfinanzierungen oder erweiterte Zahlungsziele an. Für die Zukunft jedenfalls solle sich der Fachhandel darauf einstellen, dass er einerseits mit Dienstleistern/Kreditversicherern verhandeln und andererseits mit Kreditexperten seines Lieferanten im direkten Kontakt stehen müsse. »Das setzt voraus, dass er die Arbeitsweise seiner Lieferanten kennt und somit auch die Entscheider über seinen eigenen Kreditrahmen.«
Wie wichtig die aktive Mitarbeit des Fachhandels und der Systemhäuser an Lösungen zur Finanzierung ist, könne Reinholt Ittermann, Director Finance & Controlling bei IngramMicro, nicht oft genug betonen. Besonders dann, wenn ein Kreditversicherer die Linien streicht. In einem solchen Fall übernehme der Distributor durchaus eine vermittelnde Rolle zwischen Versicherer und Händler. »Der Händler muss schnellstmöglich mit uns reden, die Drittversicherer können ihm nicht helfen. Ganz wichtig ist in diesen Fällen eine offene Kommunikation zwischen Distributor und Händler.«
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