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Straffes Kreditmanagement setzt beim Zahlungsverhalten ein

Zahlungserfahrungs-Pool ZaC

Autor:Martin Fryba • 6.10.2006 • ca. 1:20 Min

Bei der Auskunftei Creditreform ist man dagegen schon einen Schritt weiter. Im Zahlungserfahrungs-Pool, kurz ZaC genannt, fließen die Debitoreninformationen von Unternehmen aller Branchen ein. Teilnehmende Unternehmen übertragen ZaC monatlich ihre Zahlungserfahrungen und erhalten im Gegenzug kostenfreie Auswertungen, wie ihre Kunden im Durchschnitt ihre Rechnungen bei anderen Lieferanten begleichen. Bezahlt beispielsweise ein Fachhändler seine Distributoren stets pünktlich, was allein schon durch das Abbuchungsverfahren gewährleistet ist, lässt sich aber etwa von Getränkelieferanten immer gerne anmahnen, fließt diese negative Tendenz in die Gesamtbewertung ein. Je mehr Unternehmen Daten in den Pool stellen, desto aussagekräftiger ist die Analyse des Zahlungsverhaltens. Seit der Einrichtung von ZaC Mitte Juli 2003 wächst die Datenmenge rasant. Waren im Juli 2004 bereits zwölf Millionen Belegdaten zu über einer halben Million Unternehmen im Pool versammelt, sind es zwei Jahre später bereits 35 Millionen Zahlungserfahrungen von mehr als 1,3 Millionen Debitoren.

Einer der ersten Teilnehmer von ZaC ist der Elektrogroßhändler Emil Ratz GmbH aus Pforzheim. Bei der Entscheidung über die Höhe des Lieferantenkredits für einen Kunden orientieren sich die Schwaben in erster Linie an ihrem internen Klassifizierungssystem. Das Rating lässt sich zwar auf die angestammte Klientel anwenden, nicht aber auf Neukunden, die Geschäftsführer Hans Peter Kirschler gewinnen will. Das erhöhte Risiko aufgrund fehlender eigener Zahlungserfahrungen war dem Manager bewusst: »Wir wollten nicht den klassischen Fehler begehen und die schlechten Kunden unserer Mitbewerber als eigene Kunden übernehmen.« In der Expansionsphase sollten daher externe Daten ins eigene Debitorenmanagement einfließen, um so das Ausfallrisiko zu minimieren. Diese Strategie hat sich ausgezahlt: Das Gesamtrisikopotenzial, laut Kirschler 120.000 Euro, habe sich nahezu halbiert.

Ganz ausschließen kann man Forderungsausfälle freilich nicht, auch wenn man Frühdiagnostik am Patienten, sprich seines Zahlungsverhaltens, betreibt, wie es Broadliner Ingram Micro tut. »Trotz eines ausgeprägten Risikomanagements lassen sich bisher Forderungsausfälle in Größenordnungen von einigen Millionen Euro pro Jahr nicht vermeiden«, räumt Erhard Gorny ein.