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IT-Dienstleister in der Krise

Führungslose T-Systems trudelt

Telekom-Chef René Obermann sucht verzweifelt nach einem neuen Steuermann für T-Systems und, noch wichtiger: nach Investoren für den IT-Dienstleister. Dieser akquiriert derzeit ebenso verzweifelt Aufträge – offenbar um jeden Preis.

Autor:Martin Fryba • 19.6.2007 • ca. 1:25 Min

Inhalt
  1. Führungslose T-Systems trudelt
  2. Umsatz um jeden Preis

Wenn man gar nicht mehr weiß, wohin die Reise geht, helfen weder Erfolgsmeldungen noch ambitionierte Pläne. Die jüngst von T-Systems bekannt gegebenen Auftragsgewinne in Spanien, Österreich, der Schweiz sowie das propagierte Ziel, den Anteil des Auslandsumsatzes bis 2010 auf 30 Prozent verdoppeln zu wollen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der IT-Dienstleister in einer handfesten Krise steckt. Nicht erst seit dem überraschenden Weggang von Telekom- Vorstand und T-Systems- Chef Lothar Pauly, der laut Branchengerüchten angeblich zu EDS wechseln will. Schon seit längerem tobt bei der Deutschen Telekom zwischen den Sparten ein für Geschäftskunden und Wettbewerber gleichermaßen illustrer Binnenwettbewerb, der den Bonner Konzern schwächt. Paulys Nachfolger – seine Aufgaben teilen sich derzeit kommissarisch Telekom-Finanzchef Karl- Gerhard Eick und T-Mobil-Vorstand Hamid Akhavan – wird sich mit diesem Konstruktionsfehler möglicherweise nicht mehr beschäftigen müssen, wenn Telekom- Chef René Obermann tatsächlich bereit sein sollte, wesentliche Anteile von T-Systems an einen Investor abzustoßen.

Von seinen ursprünglichen Plänen, einen rein strategischen Partner wie EDS oder CSC zu einem Einstieg bei T-Systems zu bewegen, scheint sich Obermann verabschiedet zu haben. Vielleicht auch deswegen, weil die Wettbewerber kaum bereit sein dürften, alle 57.000 T-Systems- Mitarbeiter zu übernehmen. Daher verhandelt der Telekom-Chef mittlerweile auch mit Finanzinvestoren, in erster Linie mit dem US-Riesen Cerberus Capital Management. Cerberus, der Höllenhund, ist immer dann zur Stelle, wenn marode Unternehmensteile zum Verkauf stehen, wie unlängst die Daimler-Tochter Chrysler. Ganz so desolat wie beim amerikanischen Autobauer ist die Finanzlage bei T-Systems freilich nicht. Doch die jüngsten Quartalszahlen waren alles andere als gut, wenn man die eigentlich gute Branchenkonjunktur für IT-Dienstleister berücksichtigt, sogar richtig schlecht. Das Geschäft mit Großkunden ging um fast 2,8 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro zurück, mit Mittelstandskunden erlöste T-Systems sogar zehn Prozent weniger als im Vorjahr und kam auf 965 Millionen Euro. Entsprechend schwach fiel das Ebit aus: gerade einmal 44 Millionen statt 112 im Vorjahresquartal standen in den Büchern.