Massive Verluste und düsterer Ausblick

Für Medion wird die Luft immer dünner

11. Oktober 2006, 9:22 Uhr | Martin Fryba

Der Aldi-Hoflieferant für IT- und CE-Produkte, Medion, steuert auf eine katastrophale Jahresbilanz zu. Die Umsätze brechen weg, der Ebit-Verlust könnte einen dreistelligen Millionenbereich erreichen. CEO Gerd Brachmann muss hohe Rückstellungen für Garantien und auf den Lagerbestand vornehmen.

Das Geschäftsmodell von Medion wankt schon länger, doch gegen Jahresende hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Als Auftragsfertiger für Hauptkunden wie Aldi basiert es auf den Massenabsatz. Doch die Nachfrage nach Computern, DVDRekordern und Flachbildfernsehern in Deutschland ist weiterhin schwach, die optimistischen Planungen von Medion-Chef Gerd Brachmann zu Jahresanfang sind endgültig obsolet. Im ersten Halbjahr 2006 sei die Geschäftsentwicklung noch planmäßig verlaufen, gegen Ende September und darüber hinaus für das umsatzstärkste vierte Quartal seien die Auftragseingänge aber unter den Erwartungen geblieben, musste Brachmann einräumen. Das Weihnachtsgeschäft fällt wohl dieses Jahr weitgehend aus: Der medienscheue Manager korrigiert allein für die Monate Oktober bis Dezember seine ursprüngliche Umsatzprognose um 20 bis 30 Prozent nach unten. Damit noch nicht genug der Probleme: Die Lager sind voll, Preise und Margen gehen zurück, die Retouren nehmen zu. Das wird die Bilanz 2006 mächtig belasten.

Vorsorglich hat Medion Rückstellungen für Gewährleistung und Lagerbestände vorgenommen, die sich auf 80 bis 90 Millionen Euro belaufen werden. Die neue Umsatzprognose wurde auf 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro von zuvor zwei Milliarden Euro heruntergesetzt. Beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen rechnet Brachmann nun mit einem Minus von 75 bis 95 Millionen Euro. Nach Steuern taxiert er den Fehlbetrag auf 45 Millionen bis 60 Millionen Euro.

Die Lage der Essener erinnert fatal an das Schicksal des einstigen Mitbewerbers 4MBO aus Plochingen, der nach einem verkorksten Weihnachtsgeschäft 2003 im anschließenden Frühjahr Insolvenz anmelden musste. Massive Absatzeinbußen, gepaart mit einem zu breiten Portfolio, Lagerabwertungen und massenweise Gewährleistungsansprüche hatten den Schwaben damals das Kreuz gebrochen.

Soweit ist es bei der Medion AG noch nicht. Im gleichen Atemzug mit der Verlustmeldung schiebt Brachmann nach, dass der Konzern einschließlich der nun erwarteten Verluste noch über 370 Millionen Euro »Cash« habe und man im Weihnachtsgeschäft lediglich bei einzelnen großen Projektvolumina kurzfristige Bankkredite – und die auch lediglich wochenweise – in Anspruch nehmen müsse. Nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung stuften nahezu alle Analysten die Medion-Aktie herab und empfehlen einen Verkauf der Papiere.


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