Gebildet

27. Juli 2006, 10:01 Uhr |

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Praxisfern und an der Realität vorbei, das wird der Ausbildung an den deutschen Hochschulen vorgeworfen. Auch die IT-Branche muss sich mit den Besserwissern unter den Hochschulabsolventen herumschlagen, die nach 14 Semestern BWL immer noch nicht wissen, was ein Distributor ist, und schon beim Buchstabieren von WKZ ins Stottern kommen. Aber das wird jetzt anders: Ex-Also- Chef Axel Keller baut nun einen Lehrstuhl für IT-Channel an der FH in der niederbayerischen Metropole Deggendorf auf. Den Studenten wird so Supply Chain Management, Händler-Rekrutierung und Neukunden-Akquise näher gebracht. Da die Nachfrage nach so geschulten Fachkräften riesengroß ist, stehen nun weitere Studiengänge in den Startlöchern. An der Technischen Universität Ilmenau wird zum Wintersemester im Studiengang »Elektrotechnik und Informationstechnik « das Seminar »Verschleppen und Verleugnen« angeboten. Damit werden die Absolventen perfekt für künftige RMAAbwicklungen bei Herstellern und Distributoren geschult. Das Institut für Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Dresden bietet nun für BWL-Studenten einen Zusatzkurs an: Die Betriebswirtschaftler werden in die institutseigene Zentrifuge gesteckt, um ihre Schwindelfreiheit beim Aufbau eines funktionierenden Mehrwertssteuerkarussells zu testen. Und an der Fernuniversität Hagen kann nun ein Schein in »Verkaufen und Verscherbeln in strukturschwachen Gebieten« erworben werden, inklusive einer dreiwöchigen Praxisexkursion ins Sauerland.

Doch nicht nur die Universitäten haben den Bildungsbedarf in der Computer-Branche erkannt. Die Volkshochschule Straubing bietet ab sofort den Abendkurs »Deutsch für Stablerfahrer« an. Die ersten Einheiten sind allerdings schon bis November ausgebucht. Gab es vor einigen Jahren noch die Befürchtungen um die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Absolventen, muss man sich heute keine Sorgen mehr machen. Schon winkt die indische Regierung mit Greencards für die begehrten Fachkräfte. Und auch aus der USA, dem Mutterland der IT, meldet sich die Harvard Universität. Oracle-Boss Larry Ellison hatte der Elite-Uni eine 115-Millionen-Dollar-Spende zugesagt, worauf 130 Mitarbeiter eingestellt und fünf Professorenstellen ausgeschrieben wurden. Doch das Geld blieb aus. Nun hoffen die Amerikaner auf deutsche Geldgeber. Aus dem geplanten »Ellison Institute for World Health« könnte so schnell ein »Hartmann Institute for Channel Hell« werden.


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