SHP: Denken Sie, dass die derzeitigen Automationen ein langfristiger Trend werden?
Lorenz: Definitiv.
SHP: Auch nach der Pandemie?
Lorenz: Ich denke, die Pandemie hat unsere Sinne geschärft und unser Bedienverhalten sensibilisiert, auch für die Zukunft. Technologien wie automatische Desinfektionssysteme und auch Luftqualitätsmessung werden uns beibehalten werden, weil wir viele Aspekte ganz neu wahrnehmen. Wegen der Anforderungen der Pandemie werden in der Gebäudeautomation momentan autarke Systeme schnell umgesetzt. In Zukunft werden solche Lösungen allerdings in ein Komplettsystem von Smart Buildings eingebunden.
SHP: Der Fokus im Zuge der Pandemie lag vor allem auf Luftfiltern, Klimakontrolle und Hygiene. Welcher Bereich der Gebäudeautomation wird denn als nächstes wachsen?
Lorenz: Man muss Gebäudeautomation in zwei verschiedene Bereiche unterscheiden. Zum einen zuhause: das Smart Home. Dort steht der Komfort im Vordergrund. Zum anderen: die Bürogebäude. Doch in beiden wird die Energieersparnis besonders wichtig sein. Sprich: Lichtsysteme wie Human Centric Lighting und individuelle Lichteinstellungen.
Des Weiteren werden sich Eingangskontrollen in Zugangsbereichen verändern. Viele Unternehmen arbeiten mit Fingerabdrucksensoren. Durch die Pandemie bewegen wir uns jedoch zu berührungslosen Systemen wie Kameraidentifikation. Im Betrieb ist dabei immer der Spagat zu persönlichen Daten und Datensicherheit zu berücksichtigen. Solche Systeme werden dabei mit Temperaturmessung kombiniert, auch um künftig gerüstet zu sein für Situation wie jetzt.
Unabhängig von der Pandemiesituation sehen wir bei der Gebäudeautomation besonders den Zuwachs bei der Energieeffizienz. Dieser Bereich wird uns auch die kommenden Jahre vermehrt begleiten. Dazu gehört auch Energiespeicherung im Heimbereich. In diesem Zusammenhang steht auch der Trend zu Photovoltaik. Im Smart Home wird einmal der Energiespeicher, aber auch das Management-System wichtig werden. Ich denke, hier stehen wir noch am Anfang vom Potenzial, das man ausschöpfen kann.
SHP: Spielt gegebenenfalls auch die E-Mobilität als treibende Kraft in das Thema Energiemanagement und -speicherung rein?
Lorenz: Nicht als treibende Kraft. Was diskutiert wird, ist, den Speicher bei der E-Mobilität mit zu nutzen. Also eine Anbindung an das Management-System, in dem das E-Fahrzeug geladen wird, sobald genug Strom vorhanden ist. Es wird definitiv einen Verbund geben. Durch das Interesse am Thema wird sich beides gegenseitig stimulieren.
SHP: Sie sagen, Gebäudeautomation wird verstärkt auch nach der Pandemie gefragt sein. Kommen dadurch auch neue Herausforderungen auf das Elektrohandwerk in Deutschland zu? Kann diese Nachfrage überhaupt von der Zahl der Elektrotechniker und Systemintegratoren abgedeckt werden?
Lorenz: Ich persönlich glaube, dass wir einen generellen Handwerkermangel haben. Durch diese Entwicklungen wird sich das wahrscheinlich nicht verbessern. Ich habe keine Zweifel, dass unsere Installateure diese Systeme anwenden können. Das zeigt sich in der Planung von vernetzten Gebäuden, die bereits mit einem Bus-System gebaut werden. Ein riesiges Potenzial herrscht bei der Nachrüstung von Gebäuden, sowohl für private Smart Homes als auch für Geschäftsgebäude. Hier sollen Lösungen möglichst kostengünstig umgesetzt werden können.