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Kopfnuss

Geschnitzt: Volkes Sockensuche verursacht Milliardenschaden

Dem Volks aufs Maul zu schauen, heißt Demoskopie und funktioniert ähnlich wie das Holzschnitzen in Bayern.

Autor:Redaktion connect-professional • 6.3.2007 • ca. 1:20 Min

Der Demoskop, respektive Schnitzmeister aus Oberammergau, hat die Jungfrau Maria längst vor seinem geistigen Auge, wenn er einen Baumstamm fixiert. Nun liegt Allensbach zwar nicht in Bayern, aber die Demoskopen am dortigen Institut, das von der Grande Dame der Meinungsforschung, Elisabeth Noelle- Neumann, gegründet wurde, gehen bei ihrer Volksbeschau ganz ähnlich vor wie der berühmte Holzschnitzer Erasmus Grasser aus der Oberpfalz. Mit dem einzigen Unterschied, dass ihre »Werke « vorbildlich nutzlos sind, ganz abgesehen davon, dass sie überaus vergänglich sind wie ein feilgebotener Fisch.

Das Institut behelligt regelmäßig Presse und Öffentlichkeit, sich mit existenziellen Fragen wie dieser auseinanderzusetzen: Haben Arbeitslose überhaupt Lust zum Arbeiten? Natürlich nicht, wie man längst aus Bild erfahren hat! Übrigens: Erwerbstätige nach ihrem Lustfaktor Arbeit zu fragen, wäre viel aufregender. Angefangen bei den werten Meinungsforschern in Allensbach! Und auch die Erkenntnis, dass sich jeder Zweite unter Dreißig im neuen Jahr etwas Besonderes vorgenommen hat, haut einen nicht gerade vom Hocker. Das geht so reihenweise weiter: »Einzukaufen und Besorgungen zu machen, wenn alle einkaufen und Besorgungen machen, kann stressig sein«. »Tattoos und Piercings sind ›in‹, besonders bei jungen Leuten«. »Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt seit langem.« Mit aufgerissenem Maul staunt man über solche Erkenntnisse der Meinungsforschung. Die nächste Umfrage wird dann wohl wie folgt heißen: Finden Sie es gut, dass ihr Job in eine neue Firma ausgelagert wird, Sie dann drei Stunden in der Woche länger arbeiten müssen, Ihr Gehalt gleichzeitig um 20 Prozent sinkt und Sie nach Ablauf der einjährigen Arbeitsplatzgarantie rausgeschmissen werden?

Liebe herumschwirrenden Hobby-Demoskopen von Allensbach, fragt doch mal nach wirklich wichtigen Dingen! Man wüsste doch nur zu gerne, wie viel Zeit Menschen verplempern, die jeden Morgen vor der Schublade stehen und unter Hunderten von Einzelsocken das dazugehörige Pendant suchen. Der volkswirtschaftliche Schaden durch tägliche Sockensucherei wird wohl in die Milliarden gehen.