Google stoppt nach Panne WLAN-Datensammlung
Berlin (dpa) - Nach der Sammlung persönlicher Daten aus drahtlosen Netzwerken steht das Internet Unternehmen Google erneut massiv in der Kritik. Der Vorgang sei ein weiterer Beleg dafür, «dass Datenschutz für Google noch immer ein Fremdwort ist»,...
…sagte ein Sprecher von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) am Samstag. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar forderte «eine detaillierte Prüfung» des Umgangs von Google mit personenbezogenen Daten durch unabhängige Behörden. Google kündigte an, das Erfassen von WLAN- Funkstationen durch seine umstrittenen Kamera-Autos für den Dienst Street View zu stoppen und auch nicht wieder aufzunehmen.
Nach Angaben von Google wurden von offenen WLAN-Funknetzwerken auch sogenannte Nutzdaten («payload») gespeichert, beispielsweise Fragmente von E-Mails oder Inhalte von abgerufenen Webseiten. «Das war ein Fehler, den wir zutiefst bedauern und für den wir um Entschuldigung bitten», sagte ein Google-Sprecher am Freitagabend der Nachrichtenagentur dpa. Bislang hatte Google lediglich eingeräumt, von WLAN-Stationen den Verschlüsselungsstatus der Geräte, eine eindeutigen Seriennummer (MAC-Adresse) und den vom Nutzer vergebenen Namen der Funkstation (SSID) gespeichert zu haben.
«Wir werden diesen Fall nicht auf sich beruhen lassen», erklärte das Verbraucherschutzministerium. «Wie viele Pannen will sich Google eigentlich noch leisten?» Nach dem jüngsten Vorfall müsse das Unternehmen «endlich die Karten auf den Tisch legen, welche Daten bei Street View erfasst, gespeichert, vernetzt und vermarktet werden». Google müsse auch offenlegen, «wie die unzulässig erfassten Daten ungeschützter Funknetze gelöscht werden».
Als «höchst ungewöhnlich» kritisierte Schaar die Erklärung, die Panne sei versehentlich geschehen. Das Mindeste, was man dazu sagen könne sei: «Eines der größten Unternehmen der Welt, der Weltmarktführer im Internetbereich, hat die ganz normalen Regeln bei Entwicklung und Einsatz von Software nicht beachtet», sagte Schaar der dpa.
Für das «unabsichtliche» Ausspähen der Daten hatte der Google- Sprecher einen Fehler beim Aufsetzen der Scan-Software verantwortlich gemacht. Dieser Fehler sei erst aufgefallen, nachdem man sich bei Google intern mit einem detaillierten Fragenkatalog des Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar auseinandergesetzt habe. «Es ist schwer vorstellbar, dass dies erst jetzt aufgefallen ist», hielt der Bundesdatenschutzbeauftragte Schaar dagegen. «Es stellt sich die Frage, wie wir weiter mit Google umgehen, wie glaubwürdig die Erklärungen des Unternehmens sind.»
Nach Schaars Angaben hat Google den Fragenkatalog seines Hamburger Kollegen bisher nicht beantwortet. Bei der Vorführung eines Kamera- Autos habe dieser feststellen müssen, dass die Festplatte ausgebaut war. Die bislang ausgebliebene Antwort habe Google Deutschland damit begründet, dass der Brief an die falsche Adresse gegangen sei. Die Mitarbeiter von Street View arbeiteten für die US-Muttergesellschaft. «So etwas habe ich in meiner langen Zeit als Datenschutzbeauftragter bei keinem seriösen Unternehmen erlebt», sagte Schaar.
Bei den gespeicherten Daten handelt es sich nach Angaben von Google in der Regel nur um Bruchstücke von Nutzdaten, da der eingesetzte Funkscanner fünfmal in der Sekunde den Empfangskanal wechsle. Nicht erfasst worden seien verschlüsselte Daten, die beispielsweise im einem Webbrowser mit dem HTTPS-Protokoll geschützt gewesen seien.
Von einer «neuen Qualität der Verletzung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung» sprach die innenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz. Die unrechtmäßig erlangten Daten müssen umgehend gelöscht werden. Der Vorfall gebe zudem Anlass zu einer generellen Überprüfung aller Unternehmen, die Daten sammeln. Geltendes Recht müsse konsequent durchgesetzt und Gesetzeslücken müssten schnellstmöglich geschlossen werden.
# dpa-Notizblock
## Internet - [Google-Informationen über Street View](http://dpaq.de/gFCEc)
## Redaktionelle Hinweise - Dazu hat dpa einen Hintergrund gesendet: Google Street View - Umstrittene Stadtansichten dpa 4115/151248