Frost & Sullivan-Untersuchung

Google stürmt den Unified Communications-Markt

26. August 2010, 17:13 Uhr | Folker Lück
Amerikanische Google-Startseite: Kontinuierlich neue UCC-Anwendungen (Foto: Google)

Google testet gegenwärtig einen webbasierten Dienst, mit Hilfe dessen User direkt aus ihrer Mailbox Anrufe tätigen können. Die Analysten von Frost & Sullivan prognostizieren bereits, dass Google den Markt für Unified Communications & Collaboration-Lösungen stürmen will.

Wie immer ist bei Google alles ganz einfach: Die neue Telefonfunktion bei Gmail lässt sich über ein Google-Chat-Fenster öffnen. Anrufe können sowohl herausgeschickt als auch entgegengenommen werden. Bisher ist noch nicht klar, ob das jetzt getestete Telefoniertool als eigenständiger Dienst eingeführt wird oder ob dieser Google Voice ersetzen soll. Um ihn zu nutzen, ist kein Google-Voice-Konto nötig. Seit Monaten versucht der Internetkonzern, mit neuen Funktionen die Attraktivität von Gmail zu erhöhen – um so mehr Kunden zu gewinnen.

Google ist längst bekannt für den Einsatz von aggressiven Akquisitionsstrategien, um neue Märkte zu dominieren. Eine neue Woge von Übernahmen und zwar von Android, 2Web Technologies, Marratech, Grand Central, Gzimo5 und anderen Unternehmen im Bereich Unified-Communication & Collaboration (UCC) deuten nach Einschätzung von Frost & Sullivan deutlich darauf hin, dass der UCC-Markt eine der Richtungen ist, in die Google voranschreitet. Die Analysten glauben nicht, dass sich der Konzern hier mit einem Nischendasein zufrieden geben will: »Obwohl Google hier ein Neueinsteiger ist, dürfte es sich mit seiner proaktiven Vorgehensweise, seinem reichlich vorhandenen Kapital und Personalressourcen in den nächsten Jahren zu einem bedeutendem UCC-Teilnehmer entwickeln«.

»Obwohl Google diese Strategie nicht öffentlich verkündet hat, ist klar ersichtlich, dass das Unternehmen erfolgreich in den UCC-Markt einsteigt, indem es seinem Portfolio kontinuierlich neue UCC-Anwendungen hinzufügt und sich darauf konzentriert diese zu integrieren,« lautet die Einschätzung von Branchenanalystin Dorota Oviedo bei Frost & Sullivan. Die von Google praktizierte Innovationskultur, die zahlreichen Übernahmen und die Offenheit gegenüber unabhängigen Entwicklern haben in den letzten Jahren zu einer Reihe von Produktlancierungen im Bereich UCC geführt. Sie umfassen zusätzlich zu Google Apps einen VoIP-Dienst (Google Voice), ein Social-Media-Tool (Google Buzz), mobile Dienste (Android) und eine kürzlich wieder eingestellte Online-Collaboration-Plattform (Google Wave).

Die Frost-Analysten rechnen jedoch nicht mit einem schnellen Durchbruch im Business-Segment: Zurzeit reiche der verfügbare Funktionsumfang nicht aus, um Google zur bevorzugten UCC-Suite großer Unternehmen zu machen. Trotzdem bietet Google bereits zahlreiche synchrone und asynchrone UCC-Tools über Cloud-Computing als integrierter Satz von Anwendungen. In Kombination mit einer effizienten Preispolitik sowie durch ihre Flexibilität und einfache Nutzung sind diese Tools vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) attraktiv. Die Analysten sind sich sicher: Die Integration von anderen, weniger sensiblen Verbraucherdienstleistungen mit Firmenanwendungen werde die angebotenen Services verbessern und helfen, den Kundenstock des Unternehmens Google weiter auszubauen.

»Bis vor kurzem wurde Google von UCC-Anbietern nicht als ernste Konkurrenz angesehen«, ergänzt Research Analystin Iwona Petruczynik bei Frost & Sullivan. »UCC-Anbieter behaupten gewöhnlich, dass Google-Dienste nicht für die Unternehmenswelt geeignet sind, da sie auf Verbraucheranwendungen basieren und außerdem keine vollständige UCC-Suite darstellen. Sie sollten jedoch beachten, wohin Google in Zukunft steuert und wie schnell das Unternehmen seine Produkte entwickelt«.

Der im März 2010 gestartete Google Apps Marketplace bietet Cloud-basierte Anwendungen in verschiedenen Unternehmensbereichen. Dieser Online-Store unterstützt die breitere Einführung von Google Apps mit neu integrierten Utilities und bietet eine vertikale kundenspezifische Anpassung und erweiterte Funktionalität. Derartige Integrationen ermöglichen eine Steigerung der Produktivität, indem sie bestehende Daten von Google Apps nutzen, wie Kontakte, Kalenderverfügbarkeit und anwendungsübergreifende Dokumente.

Google soll außerdem die Firmenversion seines Voice-Dienstes voraussichtlich gegen Ende des Jahres 2010 auf den Markt bringen. Google Apps, verstärkt durch Google Voice und zahlreiche andere Verbraucheranwendungen, wird so zu einem UCC-Paket für Unternehmen. Bis Ende des Jahres wird Google über 90 verschiedene Anwendungen, wie Picasa und Google Reader, verfügen und eine Vielzahl neuer Funktionsmöglichkeiten anbieten.


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