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»Händler gefährden die Existenz ihres Unternehmens«

»Händler gefährden die Existenz ihres Unternehmens«. Erst kürzlich haben US-Behörden mit Hilfe von Lexmark in den USA Fälscher von Druckerverbrauchsmaterial verhaftet (siehe CRN 12/2005, Seite 12). Doch auch in Europa gibt es ähnliche Fälle. CRN-Redakteur Armin Weiler sprach mit Alf Baumann, Direktor Supplies bei der Lexmark Deutschland GmbH, über Produktfälschungen und die Konsequenzen für den Fachhandel.

Autor:Redaktion connect-professional • 6.4.2005 • ca. 2:35 Min

»Händler gefährden die Existenz ihres Unternehmens«

CRN: In den USA wurde jetzt ein Fälscherring ausgehoben. Gibt es auch in Deutschland ähnliche Fälle?

Baumann: Auch hierzulande gibt es immer wieder Fälle von Produktfälschungen im Supplies-Bereich. Wir gehen dagegen erfolgreich mit allen möglichen juristischen Mitteln vor. Die letzten Fälle betrafen vor allem Händler aus dem mitteldeutschen Raum. Neben den juristisch erfolgreich abgeschlossenen Fällen sind hier auch noch laufende Verfahren anhängig, zu denen wir deswegen leider keine Details nennen können.

CRN: Der Umsatz mit gefälschten Druckerverbrauchsmaterialien wird auf weltweit eine Milliarde Dollar geschätzt. Wie hoch, glauben Sie, ist der Umsatz in Deutschland?

Baumann: Dies ist natürlich schwer zu beziffern. Aber wir gehen von potenziell fünf Prozent des Marktvolumens aus.

CRN: Betrifft dieses Problem alle Druckerhersteller, oder steht Lexmark besonders in der Schusslinie der Fälscherwerkstätten?

Baumann: Grundsätzlich sind alle Druckerhersteller betroffen. Aber eine große Basis an Druckern mit dem entsprechenden Bedarf an Verbrauchsmaterial lockt Fälscher besonders an.

CRN: Aus welchen Quellen stammen die gefälschten Verbrauchsmaterialien?

Baumann: In den meisten Fällen stammen die gefälschten Produkte aus Nahost, China oder Osteuropa. Selten haben Plagiate ihren Ursprung in Deutschland. In den deutschen Vertrieb gelangt die Ware dann durch die Infiltration europäischer Händlerstrukturen. Oft bieten kleinere Händler oder als Subdistributor agierende Kleinunternehmen diese Ware als so genannte Restposten, Konkursware oder Ähnliches Distributoren, Fachhändler und Endkunden an.

CRN: Auch seriöse Händler und Distributoren gehen Fälschern auf den Leim. Lässt bei lukrativen Margenaussichten die Vorsicht nach?

Baumann: Dies scheint wohl oft so zu sein. Es ist erstaunlich, wie es den Fälschern immer wieder gelingt, Ware an seriöse Handelspartner zu vertreiben. Zahlung gegen Vorkasse, Zahlung bei Übergabe, Lieferung der Ware mit einem Kleinbus ? oft persönlich durch den Inhaber - und Offerten mit deutlichen Preisvorteilen sind scheinbar für viele Marktteilnehmer kein Anlass, an der Seriosität des Geschäftes zu zweifeln.

CRN: Welche Sanktionen drohen einem Händler, der wissentlich oder unwissentlich gefälschte Ware verkauft?

Baumann: Ein Händler, der von einem Distributor ? beziehungsweise ein Endkunde, der von einem Fachhändler ? gefälschte Ware bezogen hat, wurde schlichtweg betrogen. Jedem, der mit gefälschtem Verbrauchsmaterial handelt, sollte bewusst sein, dass er weit mehr riskiert, als die Beschlagnahmung der Ware. In vielen Fällen steht sogar die Existenz des Unternehmens, das die Fälschungen vertreibt, auf dem Spiel. Eine Beschlagnahmung der Ware ist nur ein Teil der juristischen Auswirkungen. Es folgen Schadensersatzleistungen an den Markeninhaber (OEM Hersteller), Gerichtskosten und sogar eine Strafanzeige mit drohender Gefängnisstrafe.

Zudem ist der Image-Verlust nicht zu unterschätzen. Kunden, die mit gefälschter Ware beliefert wurden, werden den betroffenen Händler künftig meiden und weitere Kunden davon informieren. Händler sollten Verbrauchsmaterialien nur über die von Lexmark Deutschland empfohlenen Distributoren kaufen, da diese Distributoren ausschließlich direkt bei Lexmark beziehen. Die aktuelle Distributorenliste gibt es auf unserer Internet-Seite unter www.lexmark.de.

CRN: Auf der Paperworld wurden Distributoren vermeintliche Original-Supplies zum halben Hersteller-Preis angeboten. Welche Maßnahmen ergreifen Sie in solchen Fällen?

Baumann: Wir gehen jedem fundierten und konkreten Hinweis nach. Die Vorgehensweise ist dabei vom individuellen Fall abhängig. Die Maßnahmen beginnen zum Beispiel mit Recherchen und Testkäufen und erstrecken sich im weiteren Verlauf auf die Zusammenarbeit mit Behörden bis hin zu straf- und zivilrechtlichen Schritten.

CRN: Wie muss ein Händler vorgehen, wenn er den Verdacht hat, gefälschte Ware bezogen zu haben?

Baumann: Sollte ein konkreter Verdacht bestehen, so stehen wir im Geschäftsbereich Zubehör bei Lexmark gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Alternativ dazu sind nahezu alle Hersteller in der Imaging Consumables Coalition Europe (ICCE) organisiert. Diese ist im Internet unter www.icce.net erreichbar. Hier können ebenfalls Verdachtsfälle gemeldet und Hilfe angefordert werden.