Insiderhandel: Anklage gegen Haitec-Chef Jochen Furch

Haitec kommt nicht zur Ruhe

16. November 2004, 14:37 Uhr | Martin Fryba
Haitec-Chef Jochen Furch gerät unter Druck

Haitec kommt nicht zur Ruhe. Dem Alleinvorstand des Systemhauses Haitec, Jochen Furch, droht ein Prozess wegen illegaler Aktiengeschäfte während seiner Tätigkeit als CEO bei der Augsburger CPU Softwarehous AG. Zudem muss nach CRN-Informationen die Haitec AG mit einer saftigen Abfindungsklage des fristlos entlassenen CEO Christian Ruppert rechnen. Er sieht sich grundlos von Furch aus der Firma gedrängt.

Haitec kommt nicht zur Ruhe

Um den IT-Dienstleister Haitec AG steht es seit Jahren nicht gut. Eine Wende ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Die Firma droht finanziell zu erodieren, und zu allem Überfluss hat der Aufsichtsrat eine möglicherweise fatale Entscheidung getroffen, den Gründer und Ex-CEO der Skandal geschüttelten CPU Softwarehouse AG Jochen Furch in den Vorstand zu holen.

Für 9 Millionen D-Mark Aktien verkauft Die Staatsanwaltschaft in Augsburg hat nach jahrelangen Ermittlungen nun Anklage gegen Jochen Furch erhoben. Der damalige Vorstandschef der Augsburger CPU Softwarehouse AG meldete im Februar 2000 den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte und den Durchbruch im operativen Lizenzgeschäft. Bei bis zu 100 Finanzinstituten werde man Software und Services im Wert von mehreren Millionen D-Mark erbringen, hieß es damals. Allerdings wurde der Vertrag bereits im Juli wegen Nichterfüllung gekündigt. Pikant: In der Zwischenzeit verkaufte Furch Aktien aus dem Depot seiner Frau in Höhe von über 9 Millionen Mark. Drei Wochen nach dem Verkauf, am 31. Mai 2000, legte Furch »aus familiären und gesundheitlichen Gründen« sein Amt bei CPU nieder. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass Furch zum Zeitpunkt des Verkaufs bekannt gewesen sei, »dass es erhebliche Probleme im Rahmen der Vertragsabwicklung gab, weil die Fa. CPU den Vertrag nicht, insbesondere nicht zeitgerecht erfüllen konnte«. Diese Umstände sollen Furch, aber nicht der interessierten Öffentlichkeit bekannt gewesen sein. Über eine Anklageeröffnung entscheidet in Kürze die 10. Wirtschaftskammer am Landgericht Augsburg. Bei verbotenem Insiderhandel droht eine Geldstrafe oder Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren.

Abfindungsklage Auch in einer anderen Sache gerät Furch unter Druck, denn nach wie vor ungeklärt sind die Umstände, unter denen Ex-CEO Christian Ruppert sein Amt im Juli dieses Jahres »mit sofortiger Wirkung« verloren hat. Furch schweigt bislang zu den nebulösen Umständen des Rauswurfs. Möglicherweise auch deswegen, weil Furchs Beraterstab keine Anhaltspunkte für die Ruppert vorgeworfenen »Unregelmäßigkeiten«, so die offizielle Sprachregelung, gefunden hatte. Ruppert seinerseits geht nun in die Offensive und wird juristisch gegen seine fristlose Entlassung vorgehen. Wie CRN aus zuverlässigen Kreisen erfuhr, will er eine Abfindungsklage anstrengen. Ruppert habe höchstes Interesse daran, dass die ihm zur Last gelegten Anschuldigungen vor Gericht aufgerollt und ausgeräumt werden: »Es geht um seine Reputation«, sagte ein Firmenkenner. Sollte es tatsächlich zu einer Klage kommen, könnte das für Haitec doppelt bitter ausgehen. Denn es geht um viel Geld: genannt werden 500.000 Euro, was gut möglich ist, da Ruppert kurz vor seinem überraschenden Rauswurf seinen Vertrag um vier weitere Jahre verlängert hatte.

Weitere Hintergründe lesen Sie in der morgigen Ausgabe der Computer Reseller News.


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