Handel leidet mit den Konsumenten
Die Bilanz lässt hoffen – auch zum Vorteil des ITK-Handels: In Deutschland sind immer weniger Privatpersonen überschuldet. Aber: Die Aussichten sehen für die nächsten zwei Jahre nicht so rosig aus. Aufgrund der globalen Finanzkrise kann es zu einer neuen Überschuldungswelle kommen. Damit geraten die Umsatzerwartungen des Handels ins Wanken.
- Handel leidet mit den Konsumenten
- Eigenkapitalquote weiter in Gefahr
Der kürzlich vorgestellte »Schuldner Atlas Deutschland 2008« gibt Entwarnung: Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland hat im Vergleich zum Vorjahr spürbar abgenommen. Zwar weist die Bundesrepublik laut einer Analyse des Verbandes der Vereine Creditreform e.V. zum Stichtag 1. Oktober noch immer eine Schuldnerquote von 10,11 Prozent aus, doch im Vorjahr waren es immerhin noch 10,85 Prozent. Aktuell wertet Creditreform knapp 6,9 Millionen Bundesbürger als überschuldet ein. Gegenüber 2007 ist die Anzahl der überschuldeten Privatpersonen um 6,4 Prozent oder 470.000 Schuldner gesunken. Dabei liegen die neuen Bundesländer mit 10,30 Prozent nur noch geringfügig höher als Westdeutschland (10,07 Prozent). Zudem habe laut Creditreform die Überschuldung in den ostdeutschen Bundesländern stärker abgenommen als im Rest der Republik.
Den Rückgang der Schuldnerquote begründen die Analysten vor allem damit, dass im Rahmen des Konjunkturaufschwungs zwischen 2006 und 2008 durch mehr und neue Arbeitsplätze die Beschäftigungsverhältnisse zugenommen haben. Dies führte bei vielen Bürgern zum Abbau alter Schulden. Untermauert wird dies durch die Insolvenzstatistiken. So stellte der Verband Creditreform für 2008 erstmals einen Rückgang der Verbraucherinsolvenzen fest. Allerdings mahnt der Verband davor, diesen Rückgang allein dem Konjunkturaufstieg zuzuschreiben. »Die Gründe liegen …in der fortdauernden Überlastung der Schuldnerberatungsstellen und Kürzungen bei den Beratungsmaßnahmen«, stellt der Verein fest.
Gleichwohl spricht der Verband beim Rückgang der Überschuldungsquote nur von einer »erfreulichen Momentaufnahme «. So sei zu befürchten, dass es in den nächsten zwei Jahren zu einer neuen Überschuldungswelle kommen wird. Grund: Wiederanstieg der Arbeitslosigkeit. Als Hauptausgangspunkt der weiteren Überschuldungsentwicklung werden vor allem die konjunkturellen Folge- und Nebenwirkungen der globalen Finanzkrise hervorgehoben. »Der Vertrauensverlust im Finanz- und Wirtschaftssystem, die damit einhergehende Kreditzurückhaltung der Banken und der zu erwartende Konsumverzicht von Verbrauchern werden 2009 zu einem deutlichen Rückgang der BIP-Wachstumsraten und damit zu einem Stillstand beim Abbau der Arbeitslosigkeit führen.« Im Klartext: Die Überschuldung der Verbraucher wird wieder steigen.
Darauf gilt es für den Fachhandel, sich rechtzeitig einzustellen. Denn die ohnehin nicht sonderlich rosigen Zeiten können sich ab kommendem Jahr durchaus noch verschlechtern. So spiegle sich laut dem ZDEIDI Stimmungsbarometer die schlechte Stimmung bei den ITKDienstleistern und im ITK-Handel sowohl bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage als auch bei den Geschäftserwartungen für das Restjahr wider. Entgegen den Erwartungen in den ersten beiden Quartalen 2008, fiel im dritten Quartal laut Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und dem Creditreform Dienstleistungskonjunktur- Report die Stimmung mit 52,3 Punkten auf den niedrigsten Wert seit Einführung des Indikators Ende 2003. Wesentlichen Einfluss auf das Tief zu den Umsatz- und Ertrags-Chancen hat vor allem auch die verhaltene Stimmung bei den Telekommunikationsdienstleistern. Trotzdem stellt sich die konjunkturelle Lage bei IT-Dienstleistern und ITK-Händlern im dritten Quartal relativ stabil dar. Immerhin würden, so der ZEW, die Hälfte der IT-Dienstleister von relativ stabilen Umsätzen und Erträgen für 2008 sprechen. Ähnlich stabil entwickle sich auch der ITK-Handel. Knapp die Hälfte der Handelsbetriebe erwarten gleich bleibende Umsätze und Erträge. Und: Etwa zwei Drittel der Befragten erwarten bis Jahresende eine unveränderte Nachfrage.