»Hannover« vereint Lotus-Notes- und Workplace Clients: Akzeptanzschub für IBMs Workplace. Noch bevor die kommende Version von Lotus Notes verfügbar sein wird, hat IBM bereits die übernächste Generation des Produkts vorgestellt. »Hannover« heißt die neue Version, in der Notes- und Workplace-Clients zu einem hybriden Client verschmelzen, der mit Notes-und Workplace-Infrastrukturen zusammenarbeiten kann. Damit weist IBM Kunden und Partnern den Weg aus dem Labyrinth der Lotus Produktpolitik.
Autor: Dr. Michael P. Wagner
»Mit dem Hannover Release wird Notes zu einem Client-seitigen Portal«, beschreibt Ambuj Goyal, General Manager der IBM Lotus Brand, die neue Produktstrategie. Damit spielt Goyal auf die hohe Integrationsfähigkeit des kombinierten Client an. Dieser wird Notes Anwendungen und Workplace-Komponenten auch von Domino-Servern laden und mit einer Vielzahl von Backend-Systemen direkt interagieren können. Durch die regelbasierte Konfiguration über die Server sollen die Administrationskosten niedrig gehalten werden.
Das Release Hannover darf zweifelsohne als Befreiungsschlag der IBM gelten ? haben doch Anwender und Partner bislang zwar interessiert, aber auch zurückhaltend auf die Workplace-Produkte reagiert. Der Investitionsaufwand in Hardware und Know-how überstieg bislang die möglichen Nutzeffekte, besonders für bestehende Domino-Anwender. Dies wird mit »Hannover« nun alles anders.
»Notes wird nicht tot gepflegt wie beispielsweise OS/2, sondern mit deutlichen Investitionen weiterentwickelt«, konstatiert Otto Förg vom Münchener Administrations- und Schulungsspezialisten Edcom zufrieden. Er sieht die Ankündigung denn auch als wichtiges Signal. Die Kunden könnten nun endlich Workplace-Funktionen nach Bedarf einsetzen oder im Extremfall ganz ignorieren. Unter dem Strich erwartet Förg geringere Gesamtkosten für den Betrieb einer Workplace-Umgebung im Vergleich zu einer auf Domino- oder gar auf Microsoft-Produkten basierten Infrastruktur mit analoger Funktionalität. Nicht zuletzt aus diesem Grund verzeichnet das Softwarehaus ein hohes Interesse an der Workplace-Technologie, auch wenn derzeit noch die Budgets für Investitionen fehlen.
Als genialen Schachzug um neue Märkte zu erschließen, bewertet Ralf Geishauser, Geschäftsführer der Gedys Intraware in Braunschweig, die »Hannover« Ankündigung. »Mit der Integration von Open Office in Workplace wird IBM Microsofts Office-Produkten starke Konkurrenz machen«, erwartet Geishauser. Er schätzt, dass IBM dadurch in den kommenden Jahren signifikant neue Marktanteile gewinnen könnte.
Auch aus diesem Grund hat Gedys Intraware als erster deutscher Business Partner mit der Gedys Workplace Suite ein Softwareprodukt nur für den Workplace Client entwickelt, das ein Kontaktmanagement in die neue Anwendungsumgebung integriert. Seiner Einschätzung nach erreicht das aktuelle Release 2.5 der Workplace Collaborative Services die kritische Masse für den Praxiseinsatz. Geishauser sieht Gedys klar als Pionier in einem neu entstehenden Markt. »Wenn Workplace mit dem Hannover Release funktional gleichzieht, werden sich auch Anwender interessieren, die Notes bislang als proprietär links liegen gelassen haben«, prognostiziert er. Den großen Schub für die Workplace-Produkte erwartet allerdings auch Gedys in erster Linie von den Kostenvorteilen im Betrieb von großen verteilten Umgebungen.
Ebenfalls neu ist die Beta Version des Workplace-Designers. Das Entwicklungswerkzeug orientiert sich stark an den Konzepten des in der Notes-Welt bewährten Domino Designer. Es ermöglicht eine schnelle Erstellung von Workplace-Komponenten. Mit Hilfe eines grafischen Fomulardesigns, eines unabhängigen Datenbankschemas und Client- oder Serverseitigen Javascripts, gelingt es dem Workplace Designer, vollwertige J2EE Portlets zu erzeugen.
Der generierte Java-Code kann auch in anderen Werkzeugen wie dem Rational Application Developer nachbearbeitet werden. Das ist aber nur eine Option, die bei den wenigsten Komponenten notwendig sein wird. So kann der Workplace Designer mit der Verfügbarkeit im Herbst wohl als der schnellste Weg zu vollwertigen J2EE-Anwendungen bezeichnet werden. Das dürfte den Workplace-Produkten auch vor »Hannover« noch zusätzlichen Schub verleihen.
Mit diesen Ankündigungen schickt sich IBM an, die Erfolgsgeschichte von Notes auf Basis der J2EE-Technologie zu wiederholen. Es wird allerdings noch bis Ende des kommenden Jahres dauern, bis alle Komponenten von »Hannover« auch für Kunden verfügbar sein werden. Bis dahin bleibt für Notes-Anwender genug Zeit sich in die J2EE-Technologie, mit ihrer Integrationsfähigkeit und Skalierbarkeit einzuarbeiten.
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