Heimvernetzung: Unterhaltungselektronik im Wandel. Mit Breitband-Internet, MP3, DVD, Bluetooth und WLAN ist das Ende der überdimensionalen Hi-Fi-Türme besiegelt. Die Musik-Branche steht vor einem radikalen Wandel.
Deutlicher können die Signale nicht sein: In den Vereinigten Staaten ging im ersten Halbjahr 2003 der Umsatz mit Abspielgeräten aus der klassischen Unterhaltungselektronik um ein Drittel zurück, in den letzten fünf Jahren ist der Umsatz auf ein Zehntel geschrumpft. Trotz drastischer Einbrüche bei musikalischer Soft- und Hardware hören die Menschen heute weltweit nicht weniger Musik als vor einigen Jahren. Was sich jedoch grundlegend gewandelt hat, ist der Weg von der Signalquelle zum menschlichen Ohr. Musik wird heute auf dem Handy, dem MP3-Player, auf dem PDA und nicht zuletzt auf dem Notebook und Desktop-PC »gelagert« und konsumiert. Das übliche Wohnzimmer-Ensemble aus Receiver, CD-Player, Radio, Kassettendeck und Verstärker hat zwar noch nicht völlig ausgedient ? aber es handelt sich auf jeden Fall um Auslaufmodelle. Die künftigen »Entertainment Center« im Wohnraum bestehen in erster Linie aus dem Flachbild-Fernseher und einem Heim-Server, der als Datenbank für Musik und Filme dient. Diese Daten lassen sich in verschiedenen Räumen auf unterschiedlichen Endgeräten verwenden ? auf dem Laptop ebenso wie über ein modernes Boxensystem.
Auch der Videorekorder ist kaum noch der Rede wert: Mehr als fünf Millionen DVD-Player stehen inzwischen in deutschen Wohnzimmern. Im Gegensatz zu den alten Bandgeräten können sie nicht nur Filme abspielen, sondern zahlreiche digitale Formate wie MP3 und WAV für Audio und SVCD und DivX für Video verarbeiten. Allein in den ersten sechs Monaten 2003 gaben die Deutschen für diese Technik mehr als 274 Millionen Euro aus. Eine Steigerung von 17 Prozent zum Vorjahr. Die Aufnahmefunktion des Videorekorders übernehmen zunehmend Festplatten-Rekorder und DVD-Brenner.
Der große Verlierer des Generationswechsels in der Unterhaltungselektronik ist fraglos die Musikindustrie. DVD-Playern und Computern ist es in der Regel egal, wie die eingelegte CD oder DVD zustande kam. Jahrelang reagierten die Plattenlabel nur behäbig auf den technologischen Wandel. Gefördert wurden insbesondere neue Kopierschutzverfahren und -gesetze, was die gerade unter Jugendlichen weit verbreitete Nutzung illegaler Download-Börsen nicht gestoppt hat. Statt offensiv mit der neuen Situation umzugehen, wurden die als ohnehin zu hoch empfundenen Preise für Musik-CDs weiter erhöht. Auch legale Musik zum Download ist hierzulande bis heute kaum günstiger als eine Kauf-CD, obwohl das Booklet, der CD-Rohling, Verpackungsmaterial und ein riesiger Logistik-Apparat eingespart werden. Mit dem zunehmenden Download-Trend erhalten auch all jene Künstler eine Ohrfeige, deren Alben vielfach aus ein, zwei musikalischen Perlen und ansonsten reichlich »Füllmaterial« von niedriger Qualität bestehen.
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iTunes Musik Store
Windows- und Mac-Anwender können im iTunes Music Store aus einem Musikkatalog von über 500.000 Titeln der fünf größten Musikunternehmen und über 200 Independent Labels wählen. Der Einheitspreis beträgt pro Lied 99 Cent oder 9,99 Dollar pro Album ? einschließlich breiter Nutzungsrechte. Neben Online-Geschenkgutscheinen ermöglicht der Music Store Eltern, monatliche Guthabenkonten für ihre Kinder einzurichten. Über 5.000 Hörbücher stehen zur Auswahl. Das gesamte Angebot ist bisher allerdings auf den US-Markt beschränkt. Der Starttermin für den europäischen Markt steht laut Apple-Sprecher Frank Limbacher noch nicht genau fest.
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