Hey Joe: Gemeinsames Hobby. 569 Bundestagsabgeordnete, das sind 95,8 Prozent, haben sich für die EU-Verfassung ausgesprochen.
Auch wenn der Bundesrat erst noch zustimmen muss, so ist doch anzunehmen, dass sich Deutschland für die Verfassung entscheidet. Sogar die Mehrheit der Bürger soll, laut einer Umfrage, dafür sein, obwohl die wenigsten den Inhalt dieses Gesetzeswerkes kennen. Aber wie ist das denn eigentlich, was steht denn da drin, im Detail, in dieser Verfassung? Darf man dann zum Beispiel noch Witze über andere machen? Gut, sich über andere Menschen lustig zu machen, war schon immer fragwürdig. Aber der eine oder andere Österreicherwitz - hi hi!
Der führende Scherenhubtischhersteller, wo ich, Joe Meier, Sachbearbeiter im Controlling bin, residiert in einem Gebäude, auf dessen Dach zwei Handy-Masten stehen. Nun ist neulich eine Mail rumgegangen, dass in Österreich eine Studie durchgeführt wurde, nach der die Strahlung von solchen Masten Hirnströme verändere. Teilgenommen an der Studie haben zwölf (!) Personen. Ich habe die Mail meinem Chef gezeigt. »Wie?«, feixte er los, »Studie? Österreich? Hirn? Österreicher!?!« Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Indes, wir Deutschen haben aber offensichtlich gar keinen Grund, uns über Österreicher zu amüsieren. Der Österreicher arbeitet im Schnitt pro Jahr freiwillig 170 Stunden mehr als unsereiner. Da könnte man sagen, er braucht halt länger, aber der österreichischen Wirtschaft geht es besser als der unseren.
Allerdings ist unsere Wirtschaft im ersten Quartal 2005 auch wieder um 1 Prozent gewachsen. Ordentlich dazu beigetragen haben mein Chef und ich. Wir haben nämlich ein gemeinsames Hobby: Einkaufen. Im Nachbarort unseres Firmensitzes betreibt eine Handelskette einen sogenannten Lagerverkauf. Zweimal pro Monat, jeweils nur für wenige Tage, gibt es da immer ganz ganz tolle, günstige Sachen. Da müssen wir hin! Letztes mal hatten sie Globen, also Globusse. Aber nicht unsere Erde, sondern eine süddeutsche Großstadt auf die Kugel projiziert. Wir haben uns kaputtgelacht, und jeder hat gleich ein paar »Cityglobes« erworben. Ein ideales Geschenk.
Diesmal gab es Sportsachen. Mein Chef - er hat kürzlich mit dem Rauchen aufgehört - war ganz hingerissen. Er hat beschlossen, Sport zu treiben, zu laufen. Er deckte sich mit allerlei Klamotten ein. »So«, meinte er, »jetzt kann ich nicht mehr anders, jetzt muss ich laufen. Ich habe alles: Laufschuhe, Laufhose, Laufhemd«. »Gemach, gemach«, versuchte ich ihn zu beruhigen, »da fehlt immer noch eine Laufjacke!« Ich wollte einfach etwas Druck von ihm nehmen.
Ich selbst habe diesmal nur eine große Packung Salzburger »Mozartkugeln« gekauft. Die sind zwar nicht gesund (Kalorien!), schmecken aber genial. Und wenn man sie schon mal in sich drin hat, steigt vielleicht die Motivation, doch ein bißchen was sportliches für seinen Körper zu tun.
Tja, was täten wir bloß ohne die Österreicher…