Ex-Bayern-Manager Uli Hoeneß kennt sich vielleicht noch mit einer guten Krakauer aus. Aber von Software aus der schönen polnischen Stadt hat er keine Ahnung. Dabei ist die SoftM-Muttergesellschaft Comarch, neuer Hauptsponsor von 1860 München, eines der größten IT-Häuser in Polen.
Man kann es sich nur so erklären: Wenn Uli Hoeneß sich zum Fußballzweitligisten 1860 München äußern muss, schwellt ihm augenblicklich die Halsschlagader und seine Gesichtsfarbe ähnelt dem einer überreifen Tomate. Verbale Entgleisungen sind da fast sicher, auch wenn es der Ex-Manager des in diesem Jahr unter die zwei besten europäischen Fußballvereine avancierten FC Bayern München gar nicht nötig hätte. Anders ist es nicht zu erklären, dass Wurstfabrikant Hoeneß gegen den neuen Hauptsponsor von 1860 München, das polnische Softwarehaus Comarch, öffentlich wettert. »Eine polnische Softwarefirma, die zwei Millionen bezahlt? Na, da gratuliere ich jetzt schon. Meine Antwort auf das Angebot ist: Forget it!«, wird Hoeneß zitiert.
Nun mögen sich bei 1860 München schon viele windige Unternehmer mit ihren dubiosen Verbindungen zu Wort gemeldet haben. Der Traditionsverein aus dem einstigen Arbeiterviertel Giesing (wo übrigens auch der FC Bayern zuhause ist) ist ja in der Tat ein Komödienstadel in Permanenz. Aber windig oder gar dubios ist Janusz Filipiak wahrlich nicht. Der Professor aus Krakau, seriös und intellektuell beschlagen, ist ein erfolgreicher Unternehmer, der seine Firma Comarch zu einem der größten polnischen Softwarehäuser des Landes gemacht hat. Über 3.000 Beschäftigte zählt die Firma, die letztes Jahr 168 Millionen Euro umsetzte.
Im Gegensatz zu Hoeneß, der bei Krakau in erster Linie wohl an Wurstwaren denkt, kennt der CEO von Comarch die Bayerische Landeshauptstadt bestens, nämlich aus zahlreichen Übernahmeverhandlungen mit dem Münchner börsennotierten ERP-Hersteller SoftM, den Comarch Ende 2008 übernommen hat und nun den Expansionskurs der Münchner sogar bis nach China mit trägt. Über die Ignoranz von Uli Hoeneß hat sich der ansonsten bedachte Filipiak dennoch geärgert. »Dumm und lächerlich« seien die Kommentare, meint er. Hoeneß offenbare, dass er keinerlei Basiswissen über Polen verfüge und die wirtschaftliche Lage Polens nicht kenne. Eine generelle Ignoranz der Deutschen sei das aber nicht, sagt Filipiak. »Ich habe erlebt, dass selbst Münchner Taxifahrer mehr über den polnischen Wirtschaftsboom wissen als Herr Hoeneß«, sagte Filipiak.
Sollte Hoeneß die Einladung nach Krakau in die Firmenzentrale von Comarch ausschlagen, die ihm der CEO anbot, kann er sich immerhin die Bildergalerie bei CRN zu Gemüte führen …