High Performance Computing
Vor Beginn der aktuellen Saison haben einige Rennställe sich darauf verständigt, die Zahl der Testtage für alle Teams erheblich einzuschränken. Dadurch war TMG gezwungen, eine Alternative für die weggefallenen Testfahrten zu entwickeln. Insbesondere die Aerodynamik des neuen Formel-1-Boliden sollte auf diese Weise getestet und weiterentwickelt werden. Zusammen mit EMC hat TMG daher ein Projekt zum High Performance Computing (HPC) umgesetzt, mit dem das Formel-1-Team seine Entwicklungszyklen deutlich verkürzen kann. Die beiden Unternehmen entwickelten eine Simulationsumgebung, mit der das Team auch ohne Testfahrten wichtige Erkenntnisse und Daten über die Aerodynamik des Chassis gewinnen konnte. Dank der neuen Lösung konnte die Berechnungszeit von Simulationsdaten um etwa 30 Prozent reduziert und so die Effizienz der Fahrzeugentwicklung gesteigert werden.
Die HPC-Umgebung der Abteilung Aerodynamik besteht aus vier Clariion-CX700- und einem Celerra-NAS-Speichersystem inklusive Management-Software von EMC sowie Hunderten auf Intels Intanium-II-Prozessor basierenden Servern, auf denen die Simulationsapplikationen laufen. Diese generieren ständig große Mengen neuer Informationen, die verwaltet und gespeichert werden müssen. Die Daten werden auf den Speichersystemen abgelegt, so dass die HPC-Rechner sofort wieder neue Berechnungen mit ihnen vornehmen können.
Die Ergebnisse der Tests werden später von den Datenspeichern der Simulationsumgebung in die Informationsinfrastruktur von TMG übernommen und stehen dann zur weiteren Verarbeitung und Nutzung dem gesamten Formel-1-Team zur Verfügung. »Die bedeutendsten Optimierungen zwischen den Rennen erfolgen im Bereich der Aerodynamik«, erklärt Thomas Schiller, General Manager IT bei TMG. »Konventionelle Speicherlösungen sind nicht in der Lage, die erheblichen Datenmengen in kurzer Zeit aufzunehmen, die bei der Simulation von aerodynamischen Einzelheiten des Chassis entstehen. Jetzt haben wir eine Lösung, die derart große Datenströme so schnell wie nötig speichert.« Diese Erweiterung der Infrastruktur ist Teil des umfassenden Information Lifecycle Management (ILM)-Konzepts, das Toyota Motorsport bereits seit 2003 kontinuierlich ausbaut.
Mehrstufige Business-Continuity-Strategie
Der Speicherhersteller hat für den Rennstall eine mehrstufige Business-Continuity-Strategie entwickelt und umgesetzt. Dazu gehören eine Klassifizierung der Daten nach Wichtigkeit und die darauf basierende mehrstufige Speicher- und Datensicherungsinfrastruktur (Tiered Storage) für ihre Spiegelung. Abgerundet wird das Konzept durch eine den ständig wechselnden Anforderungen angepasste Backup- und Archivierungslösung.
Die während des Grand Prix und bei den laufenden Tests gewonnenen aktuellen Informationen werden in der Regel zwei Wochen lang im Kölner Rechenzentrum auf Symmetrix-DMX-Systemen der höchsten Leistungsklasse vorgehalten. Dort lagern auch die Daten aller wichtigen Applikationen von Toyota Motorsport ? darunter die von SAP, Microsoft Exchange sowie die der CAD- und Analysesysteme der Ingenieure.
Steht das nächste Rennen an, so werden die dort aufgezeichneten Daten zunächst auf ein Clariion-Speichersystem mit Fibre-Channel-Festplatten aufgezeichnet und dann nach Köln übertragen. Ist die schwarz-weiße Flagge gefallen, werden dort bis zu 90 Prozent der alten rennbezogenen Primärdaten auf preiswertere Speichersysteme mit ATA-Festplatten verlagert. So ist auf den Primärspeichern wieder Platz für die neu gewonnenen, wichtigeren Informationen von der Rennstrecke. Die älteren Daten sind trotzdem stets hochverfügbar, werden aber kosteneffizienter vorgehalten.
Um die Primärsysteme noch weiter zu entlasten und die Daten entsprechend ihrem Wert auf dem jeweils kostengünstigsten Medium vorzuhalten, hat TMG eine Archivierungslösung aufgesetzt, die nach festgelegten Regeln funktioniert. Informationen, die über einen Zeitraum von sechs Monaten nicht mehr genutzt wurden, verschiebt das System automatisch auf ein plattenbasiertes Online-Archivierungssystem. Dies gilt ebenso für die Inhalte der Exchange Mailboxen, die länger als 30 Tage nicht mehr genutzt wurden. Rund 25 Prozent der Produktivdaten werden so archiviert.
Damit spart Toyota Motorsport rund die Hälfte der Kosten für Speicher-Neuanschaffungen ein, da auf den Primärsystemen durch die Archivierung immer wieder Speicherplatz freigesetzt wird. Gleichzeitig reduzieren die Kölner so die Datenmenge, die im Rahmen der täglichen Backups gesichert werden muss. Die Kombination aus festplattenbasiertem Backup und Online-Archivierung spart Kosten und steigert die Effizienz. Gegenüber einer Tape-basierten Lösung kann die Toyota Motorsport GmbH Backups bis zu 40 Prozent schneller fahren. In einem Geschäft, in dem es um Zehntelsekunden geht, ist dies nicht zu verachten. Waldemar Klemm ist Manager IT Systems bei der Toyota Motorsport GmbH, Köln.