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Studie von Roland Berger

Industrie 4.0 - Deutschland ist bereit für den nächsten Schritt

Am Thema »Industrie 4.0« kommt kein modernes Industrieunternehmen mehr vorbei. Eine aktuelle Roland-Berger-Studie deckt auf, welche europäischen Länder tatsächlich darauf vorbereitet sind.

Autor:Andrea Fellmeth-Schlesinger • 5.8.2015 • ca. 1:50 Min

Industrie 4.0 – die vierte industrielle Revolution
© fotohansel | Fotolia

Nach drei industriellen Revolutionen in der Vergangenheit steht Europa nun vor einer vierten: Diese verändert die Art und Weise, wie Waren produziert und Dienstleistungen angeboten werden, unwiderruflich. Der Begriff »Industrie 4.0« bezieht sich auf die Computerisierung der verarbeitenden Industrie. Physische Objekte werden nahtlos in ein Informationsnetzwerk integriert, sie können miteinander kommunizieren, Informationen austauschen und sich gegenseitig bedienen.

Um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, ist es für Industrieunternehmen und ihre Dienstleister und Zulieferer in der IT sehr wichtig, Teil dieses Trends zu werden und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen.

Das Beratungsunternehmen Roland Berger hat einen »Industry 4.0 Readiness Index« aufgestellt, mit dem sich herausfinden lässt, welche europäischen Industrieländer für die nächste industrielle Revolution gewappnet sind.

Zwei Aspekte waren für die Position im Index ausschlaggebend: Industrial Excellence (industrielle Exzellenz) und Value Network (Wertschöpfungsnetzwerk). Diesen beiden Schlüsselbegriffen wurden Werte wie eine hohe Wertschöpfung oder Offenheit gegenüber neuen Industrie-Lösungen (Value Network), oder aber der Grad der Automatisierung oder die Innovationsintensität (Industrial Excellence) zugeordnet.

Als Ergebnis entstand eine Art Matrix, in der führende europäische Industrienationen vier Gruppen zugeordnet wurden: die Frontrunner (Vorreiter), die Traditionalists (die Traditionalisten), die Potentials (die Potentiellen) und die Hesitators (Zögerer).

Als Zögerer identifizierten die Forscher Länder ohne zuverlässige industrielle Basis, vornehmlich aus Süd- und Osteuropa wie Spanien, Italien, Polen und Kroatien. »Viele von ihnen haben ernsthafte Steuerprobleme und sind deshalb nicht in der Lage, ihre Wirtschaft zukunftssicher zu gestalten«, heißt es in der Studie.

Die Potentiellen verfügen über eine schwächelnde industrielle Basis, müssten aber lediglich »den richtigen Weg finden, um ihr Potenzial zu aktivieren«. Frankreich, Großbritannien, Norwegen und die Niederlande fallen in diese Kategorie.

Die Traditionalisten können sich über eine solide industrielle Basis freuen, ihnen fehlt es allerdings an Initiativen, um die Industrie in die nächste Ära zu überführen. Sie sind vor allem in Osteuropa zu finden, beispielsweise Ungarn oder Tschechien.

Als Vorreiter sehen die Experten von Roland Berger Länder wie Deutschland, die Schweiz, Irland, Schweden, Finnland und Österreich. Sie zeichnen sich durch eine »große industrielle Basis sowie sehr moderne, vorwärtsgewandte Geschäftsbedingungen und Technologien« aus.

»Industrie 4.0 ist viel mehr als nur ein Modewort für die IT-Märkte in Deutschland und der Schweiz«, sagt Bernd Hoeck, Managing Partner von bloodsugarmagic und Experte für Positionierung in der IT-Industrie. »Es bedeutet eine fundamentale Änderung in der Art wie Industriesteuerungen miteinander arbeiten. Und es schafft einen enormen Bedarf für neue und bessere Soft- und Hardware Produkte, besonders in den Bereichen Security und Integration. Deshalb wird Industrie 4.0 grundlegende Veränderungen auf dem gesamten IT-Markt nach sich ziehen.«