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Open-Source-Gemeinde optimistisch

Reines PR-Manöver?

Autor:Redaktion connect-professional • 26.2.2008 • ca. 1:30 Min

Inhalt
  1. IT-Branche lobt Microsoft-Vorstoß
  2. Reines PR-Manöver?

Die EU-Kommission sieht den Strategiewechsel allerdings skeptisch. »Wir brauchen eine echte Verhaltensänderung, nicht nur eine Ankündigung«, hieß es in einer Stellungnahme des European Committee For Interoperable Systems, in dem die Microsoft- Rivalen Sun Microsystems, Adobe, IBM, Oracle und Red Hat Mitglieder sind. Red Hat zweifelt den Vorstoß ganz offen an: »Wir haben bereits ganz ähnliche Ankündigungen gehört, immer zu strategisch günstigen Zeiten für andere Zwecke.« Unabhängige Analysten äußerten ebenso Skepsis und sprachen von einem reinen PR-Manöver. Auch für Godelef Kühl, Geschäftsführer des ERP-Herstellers Godesys, klang die Ankündigung Ballmers zunächst abstrus: »Ich glaube aber, dass es Microsoft mit diesem Schritt sehr ernst ist. Man hat erkannt, dass das alte Modell der Marktabschottung und proprietären Standards immer häufiger dazu führt, dass Unternehmen eine wohlüberlegte Entscheidung gegen Microsoft fällen.« Die Auswahlmöglichkeiten und Alternativen dazu seien in vielen Bereichen mittlerweile vorhanden. Dass Microsofts Entscheidung nicht aus reiner Kunden- oder Wettbewerberfreundlichkeit entstanden ist, sei klar. »Der Erfolg von Microsoft lässt sich nur aufrecht erhalten, wenn ISVs sich auch auf die Technologien von Microsoft einlassen«, so Godesys-Chef Kühl. Der ERPHersteller überlegt, Microsoft Office stärker in die eigenen Produkte einzubinden, kann aber gleichzeitig Open Office als kostenfreie Alternative anbieten. Microsoft scheint mit seiner Entscheidung eine Win-Win- Situation zu schaffen. »Letztlich gewinnen dadurch alle Entwickler und Nutzer von Windows gleichermaßen «, sagt John Roberts, CEO und Mitbegründer von Sugar CRM. »Es entsteht eine Umgebung, die es im Vergleich zu früher einfacher macht, auf der Windows-Plattform viele interessante Software-Anwendungen zu entwickeln.«

Für Linux-Spezialisten kommt Microsofts Schritt spät, aber folgerichtig: »Der aktuelle Strategiewechsel bedeutet, dass Microsoft uns viele Jahre durch die Auseinandersetzung mit der Europäischen Kommission in Arbeit gezwungen hat und nun mit dieser sehr späten Einsicht voll auf die Linie der Kommission einschwenkt«, sagt Johannes Loxen vom Göttinger Dienstleister Sernet GmbH. Der Systemhaus-Chef hat seine ganz eigene Meinung zum Vorstoß der Redmonder: »The Source is Open und wird immer größer. Es macht keinen Sinn, gegen den Strom zu schwimmen, wenn man die Quelle nicht mehr stopfen kann.«