Zum Inhalt springen
Open Source-Anwendungen

Reif für den Einsatz im Rechenzentrum

Anwendungen auf Basis quelloffener Software lassen sich inzwischen für geschäftskritische Zwecke einsetzen. Open Source-Produkte wie Alfresco, Sugar CRM, Jaspersoft oder Pentaho wecken daher zunehmend das Interesse von Anwendern und Fachhändlern. Ein Zeichen für die Reife der Produkte ist, dass sich Microsoft zunehmend für eine Zusammenarbeit mit den Anbietern öffnet.

Autor:Michael Hase • 4.6.2008 • ca. 1:50 Min

Man kennt sich, man schätzt sich und gelegentlich nimmt man sich auf den Arm: Thomas Lederer arbeitete früher für Open Text und Hyperwave, Anbietern von Software für das Enterprise Content Management (ECM). Hatte sein Unternehmen bei einem größeren Deal den Wettbewerb ausgestochen, rief der Vertriebsmann bei unterlegenen Kollegen an, um ihnen eine lange Nase zu drehen. Die hielten es freilich genauso, wenn sie den Erfolg verbuchen konnten. Zuletzt kam es aber zunehmend vor, dass ausgeschriebene Projekte wie im Bermuda-Dreieck verschwanden und weder Lederer noch die Konkurrenz sagen konnte, welche Wahl der Kunde getroffen hatte.

»Heute weiß ich, was aus diesen Projekten geworden ist«, berichtet der ECM-Veteran. Statt für einen der etablierten Player hatten sich die Kunden nämlich für den Open Source-Anbieter Alfresco entschieden. Woher Lederer das weiß? Seit diesem Jahr arbeitet er selbst für das britische Unternehmen, bei dem er als Director Business Development hierzulande den indirekten Vertrieb ausbaut. Alfresco, erst 2005 gegründet, kann im deutschsprachigen Raum bereits auf Referenzen wie Toshiba Deutschland oder Swisscom verweisen.

In den vergangenen zwei, drei Jahren haben Open Source-Anwendungen einen Reifeprozess durchlaufen. Wenn quelloffene Software bis dahin in geschäftskritischen Systemen zum Einsatz kam, dann vor allem als Komponenten der Infrastruktur – als Betriebssystem, Web-Server, Datenbank oder File-Server. Applikationen galten dagegen eher als zweite Wahl. Handelte es sich um unkritische Bereiche, stellte ein Unternehmen keine allzu hohen Anforderungen, mochte Open Source vielleicht genügen.

Die Situation hat sich inzwischen verändert. »Wenn wir über Themen wie CRM, Projekt-Management, Content- Management oder E-Commerce reden, können Unternehmen heute bedenkenlos Open Source-Anwendungen einsetzen«, urteilt Carlo Velten, Senior Advisor bei der Experton-Goup. Auf die zunehmende Reife der Produkte werden freilich auch die Anwender aufmerksam, die sich vom Einsatz quelloffener Software vor allem geringere Kosten versprechen. »Viele Anwender kommen mittlerweile bei den Kosten für Maintenance und Wartung ihrer Applikationen an die Schmerzgrenze«, stellt Velten fest.

Nach einer Studie des US-Marktforschungsinstituts Saugatuck werden 2010 bereits 18 Prozent der Unternehmen bei Geschäftsanwendungen überwiegend auf Open Source setzen (siehe Grafik). Eine viel versprechende Perspektive für Anbieter, die sich wie Alfresco selbstbewusst präsentieren. Der Anspruch der Briten lautet, ein ECM-System anzubieten, »das kommerzielle Produkte wie Documentum oder Microsoft Sharepoint in Funktionsumfang, Funktionalität und Nutzen übertrifft «. Neben Alfresco gibt es eine ganze Reihe weiterer Anbieter und offener Projekte, die die Riege der etablierten Hersteller herausfordern. Zu ihren Produkten zählen Applikationen wie Sugar CRM, Compiere, Openbravo (beide ERP), Jaspersoft, Pentaho, BIRT (alle drei Business Intelligence) oder eZ Publish (ECM).