IT-Brandschutz: Melden und Löschen. Industrielle Rechnerumgebungen müssen in der Regel feuerschutztechnisch punktuell abgesichert werden. Aber auch in Rechenzentren stellt paradoxerweise gerade die moderne Klimatechnik neue Herausforderungen an den IT-Brandschutz.
Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens ist heute in einem sehr hohen Maße vom reibungslosen Ablauf interner und externer Informationsflüsse abhängig. Ausfallzeiten von Netzwerken, Servern oder Telefonanlagen bedeuten häufig einen vollständigen Stillstand des gesamten Betriebes und führen in kürzester Zeit zu beträchtlichen Folgekosten. Speziell bei Brandschäden sind diese in der Regel sehr hoch, weil hierbei nicht nur die empfindliche Hardware beschädigt oder zerstört wird, sondern auch gespeicherte Daten verloren gehen.
Trotz dieses hohen Risikos sind in vielen Betrieben Server und Schaltschränke feuerschutztechnisch oft nur unzureichend geschützt. CNC-Steuerungsschränke stehen neben Produktionsmaschinen, Netzwerkserver für die EDV häufig abseits in Räumen, die auch für andere Zwecke, etwa als Aktenarchiv, genutzt werden. Ein Schwelbrand, ausgelöst durch einen technischen Defekt, kann sich dort oft unbemerkt entwi-
ckeln und ausbreiten.
Feuerlöschanlagen für 19-Zoll-Schränke
Speziell für 19-Zoll-Schränke wurde deshalb eine neue Klasse von Feuerlöschanlagen entwickelt. Diese Kleinstlöschanlagen verwenden Kohlendioxid, Stickstoff, Argon und deren Gemische oder chemische Löschmittel verschiedener Hersteller. Die Gefahrenerkennung erfolgt über Rauchmelder; schon bei den geringsten Anzeichen von Rauchentwicklung wird der geschlossene Schrank innerhalb von Sekunden mit dem rückstandsfrei wirkenden Löschgas geflutet. Gleichzeitig leitet das System ein kontrolliertes Herunterfahren der Hardware ein. Über eine Alarmweiterleitung werden die Leittechnik oder eine Brandmelderanlage über den Störfall informiert.
Der Einbau dieser Kleinlöschanlagen erfordert keine baulichen Veränderungen oder Genehmigungsverfahren. Neben ihrer vorrangigen Aufgabe, dem Schutz vor Datenverlust, bekämpfen diese Objektschutz-Systeme einen Brand, bevor er offen ausbrechen kann. Eine modular ausbaufähige 19-Zoll-Löschanlage inklusive Montage ist schon ab 3000 Euro zu haben. Die Sachwerte, die durch sie geschützt werden, dürften in aller Regel um ein Vielfaches höher liegen.
Brandschutz in Rechenzentren
Bei klimatisierten Serverräumen spielt ein effizienter Brandschutz eine noch viel größere Rolle. Auf Grund der modernen Klimatechnik melden konventionelle Warnsysteme einen Brand stark zeitversetzt, weil durch die mittlerweile üblichen hohen Luftwechselraten der entstehende Rauch verdünnt und zum Teil mit dem Luftstrom der Klimaanlagen abgeführt wird. Konventionelle Melder bieten deshalb bestenfalls einen Gebäudeschutz. Die Computertechnik selbst kann damit nicht abgesichert werden. Entsprechenden Schutz liefern nur hochsensible Rauchansaugsysteme, die kontinuierlich Luftproben entnehmen und überprüfen und bereits ein überhitztes Kabel sicher ausmachen.
Um Rauchpartikel so früh wie möglich zu erkennen, werden die Melder in dem zentralen Abluftkanal oder vor den Umluftklimageräten installiert. Damit erhält man bereits sehr frühzeitig Informationen über ein Ereignis, das sich noch in der Pyrolyse-Phase befindet, wenn zum Beispiel Weichmacher aus Kabelisolierungen freigesetzt werden und man von einem Brand noch gar nicht sprechen kann. Verschiedene Alarmschwellen lösen dabei unterschiedliche Schutzmaßnahmen aus, angefangen bei der permanenten Beobachtung bis hin zum kontrollierten Herunterfahren der Rechner.
Gleichwohl ist es natürlich erforderlich, das verbleibende Restrisiko durch eine Löschanlage abzusichern. Auch an eine Löschanlage werden in diesem Bereich ganz besondere Anforderungen gestellt. Einerseits muss bei der Auslösung der Löschanlage eine Schädigung der EDV-Anlagentechnik durch das Löschmittel verhindert werden, andererseits hat der Personenschutz einen hohen Stellenwert. Dr. Wolfram Krause ist
Geschäftsführer des Bundesverbands Technischer Brandschutz e.V.