Knapp zwei Wochen lang hatte Interpol nach Stein Bagger, dem Ex-CEO des bankrotten dänischen IBM-Partners IT Factory, gefahndet. Bagger soll bis zu einer Milliarde dänischer Kronen veruntreut haben. Jetzt hat sich der in Dubai vermutete Manager mit Kontakten zu den Hells Angels überraschend in Los Angeles den Behörden gestellt.
Es ist eine Geschichte, wie man sie sonst nur vom Film her kennt: Vor wenigen Wochen wurde IT-Factory noch als beste dänische IT-Firma ausgezeichnet – und damit auch deren Chief Executive Officer Stein Bagger. Kurz darauf meldete das Vorzeigeunternehmen plötzlich Konkurs an, und Bagger stand schlagartig in einem ganz anderen Licht da.
Der smarte Geschäftsmann soll Geld von IT-Factory in die eigenen Taschen umgeleitet haben. Die Rede ist von bis zu einer Milliarde dänischer Kronen, umgerechnet etwa 135 Millionen Euro. Anderen Informationen zufolge beträgt der Schaden »nur« 67 Millionen Euro.
Seit der Insolvenz des Unternehmens galt Stein Bagger als untergetaucht. Weder seine Familie noch seine Mitarbeiter wussten angeblich, wo er sich befindet. Interpol vermutete Dänemarks »Manager des Jahres« in Dubai.
In den vergangenen Tagen tauchten dann mehrfach Berichte auf, dass Bagger auf den Bahamas und in Panama gesichtet worden sei. Laut einem Bericht der dänischen Ausgabe unserer Schwesterpublikation Computer Reseller News hat sich der Flüchtige jedoch am Sonntag um 22 Uhr deutscher Zeit in Los Angeles (Kalifornien) der Polizei gestellt. Das tat er stilecht, in feines Tuch von Armani gehüllt und mit Rolex-Uhr am Handgelenk.
Bagger war offenbar bereits am 28. November von Dubai aus nach New York geflogen und dann mit dem Wagen eines Freundes quer durch die USA nach Los Angeles gefahren.
Die US-Polizei kam ihm dort auf die Spur, als er von seinem Mobiltelefon aus Kontakt zu anderen Führungspersonen des bankrotten dänischen Software-as-a-Service-Spezialisten und Topp-IBM-Partners IT Factory suchte. In die USA soll Bagger angeblich wegen seiner vielen dort ansässigen Geschäftskontakte geflohen sein.
Bagger hat dänische Banken und IT-Partner vermutlich um Millionenbeträge geprellt. Allein der Schaden, der IBM entstanden ist, wird auf 34 Millionen Dollar geschätzt. Kurz vor seiner Flucht ließ der zudem angeblich einen ehemaligen Geschäftspartner von Bekannten aus der Rockerszene zusammenschlagen.
Der Manager selbst hat gegenüber seinem Umfeld jedoch mehrfach behauptet, er sei von Dritten dazu erpresst worden, Gelder zu veruntreuen. Ob das eine Schutzbehauptung ist, wird das Gericht klären müssen.
Die amerikanischen Behörden haben Bagger vorerst in das »Metropolitan Detention Center« (eine Art »Soft-Knast« für amerikanische Verhältnisse) überstellt. Dort wartet der Ex-Geschäftsmann auf seine Auslieferung nach Dänemark.
Ein weiteres Opfer von Bagger ist übrigens der dänische Radrennstall Saxo Bank/IT-Factory (vormals CSC) des ehemaligen Tour-de-France-Siegers Bjarne Riis. Angeblich wollte IT-Factory im kommenden Jahr rund 5,5 Millionen Euro zuschießen.
Nun ist Riis auf der Suche nach einem neuen Co-Sponsor, weil sich das Online-Bankhaus Saxo Bank weigert, den Rennstall alleine zu finanzieren.