IT-Projekte besser managen. Die neue Fassung des V-Modells verspricht beim Management von Softwareentwicklungsprojekten in Bundesbehörden mehr Flexibilität.
Das neue V-Modell XT ist seit einigen Monaten verfügbar. Das Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr (IT-AmtBw) und die Koordinierungs- und Beratungsstelle für Informationstechnik in der Bundesverwaltung (KBSt) im Bundesministerium des Innern erteilten vor drei Jahren einen entsprechenden Auftrag mit einem Gesamtvolumen von vier Millionen Euro. Informatiker der Technischen Universitäten in München und in Kaiserslautern haben gemeinsam mit den IT-Firmen EADS, IABG, Siemens sowie 4Soft inzwischen das neue Modell erstellt.
Als Hauptauftragnehmer fungierte Manfred Broy, Professor für Software Engineering am Institut für Informatik der TU München. Broy zufolge soll das neue Vorgehensmodell Softwareentwicklungsprojekte kalkulierbar machen und Qualitätsstandards sicherstellen. Er hebt den Bausteincharakter, das Sichtenkonzept und eine durchgängige Unterstützung durch Open-Source-Werkzeuge hervor. Durch den modularen Aufbau könne jedes Team sein individuelles Vorgehensmodell einrichten. Insbesondere können Auftraggeber und Auftragnehmer unterschiedlich vorgehen. Im V-Modell XT können die Aktivitäten und Ergebnisse beschrieben werden, die bei der Entwicklung von Software eine Rolle spielen. Darüber hinaus lassen sich die Verantwortlichkeiten der Projektbeteiligten festlegen. Ziel ist es, detailliert festzuhalten, wer wann was zu tun hat.
Das V-Modell hatte sich vielerorts als sperrig erwiesen. Nun ist es möglich, für jede Behörde und jedes Projekt passende Formalismen auszuwählen. Der Zusatz XT steht für Extreme Tailoring und macht die neue Ausrichtung schon im Namen deutlich. Der Buchstabe V verweist auf das Vorgehen. Die neuen Möglichkeiten des Zurechtschneiderns sollen das V-Modell auch in kleineren Projekten sinnvoll einsetzbar machen.
Das zuletzt im Jahr 1997 überarbeitete V-Modell war ursprünglich am Wasserfallmodell mit getrennt aufeinander folgenden Phasen ausgerichtet. Inzwischen hat sich jedoch inkrementell-iteratives Vorgehen als praktikabler erwiesen, bei dem dieselben Phasen mehrmals durchlaufen werden und ausführbarer, testbarer Code nicht erst ganz am Ende entsteht.
Der Interministerielle Koordinierungsausschuss (IMKA) hat den Behörden der Bundesverwaltung offiziell empfohlen, für neu zu entwickelnde Softwaresysteme das V-Modell XT vom Beginn bis zum Ende des Projekts zu verwenden. Es ist zu erwarten, dass es sich bei Ländern und Kommunen ebenfalls ausbreiten wird. Auch etliche Unternehmen der privaten Wirtschaft arbeiten nach dem V-Modell und können nun auf die neue Fassung umsteigen. Es ist vorgesehen, das V-Modell halbjährlich zu aktualisieren und fortzuschreiben. Auf der Web-Seite www.
v-modell-xt.de stellt die KBSt das V-Modell in seiner aktuellsten Fassung sowie Informationen dazu bereit.
Viele Alternativen
Das V-Modell bleibt auch in seiner neuen Fassung eine rein deutsche Angelegenheit, eine EU-weite Vereinheitlichung ist im öffentlichen Sektor nicht in Sicht. Ganz zu schweigen von der Privatwirtschaft, in der neben allgemeinen Ansätzen wie dem Rational Unified Process (RUP), der stark auf die Unified Modeling Language (UML) und die Entwicklerwerkzeuge von IBM bezogen ist, zahlreiche haus- und projektspezifische Richtlinien und Rahmenwerke koexistieren.
Wie viele kreative Prozesse ist die Entwicklung von Software nicht bis ins letzte Detail beherrschbar. Doch dass mehr Übersicht und Kontrolle Not tun, zeigen die Statistiken. Den Marktforschern der Standish Group zufolge wird bei 49 Prozent der Softwareentwicklungsprojekte der Zeit- und Kostenrahmen überschritten oder unzureichende Funktionalität geliefert und nicht wenige scheitern ganz.