Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise auf den CE-Markt

Jährliche IFA polarisiert die CE-Branche

7. Mai 2009, 7:30 Uhr | Joachim Gartz

Der CE-Markt leidet unter der weltweiten Finanzkrise und wird aktuellen Prognosen der Gesellschaft für Konsumforschung zufolge in diesem Jahr um rund vier Prozent schrumpfen. Die CE-Branche ist deshalb gespalten, ob eine jährliche IFA, die mit erheblichen finanziellen Belastungen für die Aussteller verbunden ist, auch weiterhin noch Sinn ergibt.

Im Vergleich zur Automobilbranche steht der CE-Markt, der laut aktuellen Prognosen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Deutschland in 2009 um rund vier Prozent schrumpfen wird, zwar noch relativ gut da. Doch es mehren sich in der CE-Branche die Stimmen, die nicht mehr vorbehaltlos für eine jährliche Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin sind.

Nachdem die Leitmesse für Consumer Electronics-Produkte in den Jahren 2007 und 2008 jeweils Rekorde bei den Ausstellern verkündete, sind die Veranstalter froh, angesichts der weltweiten Finanzkrise in diesem Jahr das Niveau des Vorjahres halten zu können: »Die Ausstellungsfläche ist bereits zu 99 Prozent vermietet«, so Messe-Geschäftsführer Christian Göke. Während das Konzept, weiße und braune Ware unter einem Dach zu präsentieren, überwiegend Anklang in der Industrie gefunden hat, stöhnen die von der Wirtschaftskrise gebeutelten Hersteller über die erheblichen Kosten, die mit einer jährlichen IFA-Teilnahme verbunden sind. Die Einkaufskooperation EP hat ursprünglich als erste Verbundgruppe den jährlichen IFA-Turnus vom ersten Tag an ohne Vorbehalte unterstützt. EP-Chef Oliver Haubrich erklärt nun jedoch gegenüber Computer Reseller News, dass die Zweckmäßigkeit einer jährlichen IFA neu überdacht werden sollte: »Auf Grund der Hinweise vieler Hersteller, erlauben wir uns inzwischen anzuregen, die Kosten-Nutzen-Relation einer jährlichen IFA zu überprüfen und den jährlichen IFA-Turnus zu überdenken. Die meisten großen Hersteller der braunen Ware befinden sich derzeit in der Krise. Viele Lieferanten würden auch aus diesem Grund die Rückkehr zu einem zweijährigen Turnus begrüßen. Außerdem wäre die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass alle Hersteller in allen Sortimenten tatsächlich attraktive Innovationen zeigen werden«, so Haubrich.

GfK-Chef Jürgen Boyny betont dagegen im Hinblick auf die weltweit schwierige wirtschaftliche Lage, dass die CE-Branche bisher noch relativ glimpflich davongekommen sei: »Die Verbraucher können sich die Anschaffung eines neuen TV-Geräts nach wie vor leisten.« Zudem sei das Vertrauen in Banken und damit die Bereitschaft, Geld anzulegen, in den letzten Monaten eher gesunken. Die wichtigstenUmsatzmotoren für die CE-Branche sind weiterhin Handys, Laptops und vor allem Flachbild-TV-Geräte. In 2008 wurden der GfK zufolge weltweit mehr als 100 Millionen LCD-TVs verkauft. Der globale Markt für Flat-TVs soll in 2009 weiter wachsen.

Messe-Geschäftsführer Göke will trotz der weltweiten Finanzkrise weiter an einer jährlichen IFA festhalten, räumt jedoch ein, dass die Messe-Teilnahme für kleine und mittlere Unternehmen schwieriger geworden sei. Die wichtigsten A-Brands wie Philips, Panasonic, Samsung, Sharp und LG seien jedoch alle wieder auf der Messe vertreten. Mit Pioneer kehre zudem ein großer Hersteller zurück, der im vergangenen Jahr der Messe fern geblieben war. Auch die drei großen »E’s«, Euronics, EP und Expert, wollen alle auf der nächsten IFA Flagge zeigen. Im Gegensatz zu EPChef Oliver Haubrich sieht Euronics-Vorstand Werner Winkelmann trotz globaler Rezession keinen Anlass bei der IFA eine »Kunstpause« einzulegen (siehe Interview). Angesichts eines rückläufigen CE-Markts und immer kürzerer Produktzyklen wird die IFA allerdings noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um neben den Endkunden auch möglichst viele Fachhändler für einen Messebesuch zu animieren: Für den Heimkino-Fachhändler Hans-Peter Krupp, Geschäftsführer von Klang und Vision in Ansbach, steht noch nicht fest, ob er im September zur Messe pilgern wird: »Grundsätzlich war ich eigentlich immer IFA-Besucher. Aber die Produktzyklen sind mittlerweile so kurz, dass die IFA für mich eigentlich keine besondere Relevanz als Ordermesse hat.«

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INFO

www.electronicpartner.de
www.euronics.de
www.expert.de
www.ifa-berlin.de


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