Branchengeflüster

Jenseits der Wolken

22. Mai 2009, 9:14 Uhr |
Werner Fritsch

Jenseits der Wolken Cloud Computing ist heute in aller Munde.

Die intuitive Vorstellung dahinter ist weder neu noch originell, auch wenn sie derzeit wieder die Geister und Gemüter beflügelt. Zu Beginn der 90er Jahre nannte man es Grid Computing, wenn Rechner zusammengeschaltet und für unterschiedliche Datenverarbeitungsaufgaben nach Bedarf gemeinsam genutzt wurden. Zehn Jahre später schwärmte IBM dann vom On-Demand, HP vom Adaptive und Sun vom Utility Computing, wenn es um solche verteilten Organisationsformen von Hard- und Software-Systemen und deren Vermarktung ging. IT-Leistung sollte sich wie Strom, Wasser oder Gas aus einem Netz zapfen lassen. Neben der Architektur diskutierte man Möglichkeiten der Auslagerung und der Preisgestaltung. Flexibler IT-Einsatz sollte den Unternehmen helfen, Kosten zu sparen und auf geänderte Anforderungen rascher zu reagieren. In den Gedankengebäuden spielten Virtualisierung und Automatisierung eine wesentliche Rolle. Andere Anbieter konzentrierten sich auf die Bereitstellung vorgefertigter Anwendungsprogramme über ein Netz und prägten ihre eigenen Wortmünzen. Zunächst wurde dafür Application Service Providing (ASP) in Umlauf gebracht und später dann Software as a Service (SaaS). Wie beim Durchlaufen einer Spirale von unten nach oben ge­winnt man an Höhe, kehrt jedoch immer wieder auf dieselben Breiten- und Längenkoordinaten zurück. Die betriebssystembezogene Virtualisierung von x86-Rechnern beispielsweise hat der ehedem kleine Spezialanbieter VMware zu einer erfolgreichen Massenbewegung gemacht. Oracle hat für die eigenen Datenbanken, Applikationen und Middleware-Produkte das Ressourcen-Sharing perfektioniert. Und die Angebote, Software nach Bedarf und zur Miete über das Internet zu nutzen, werden immer zahlreicher. Auch Microsoft wendet sich inzwischen den Clouds zu. Die grenzenlose Freiheit, die die alltäglichen Sorgen der IT-Manager um Dinge wie Interoperabilität und Verfügbarkeit zum Verschwinden bringt, beginnt jedoch erst jenseits der Wolken. Ein solches Outer Space Computing zeichnet sich indes nicht ab.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+