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Krise bei CE Consumer Electronic spitzt sich zu

Krise bei CE Consumer Electronic spitzt sich zu. Durch einen radikalen Kapitalschnitt sucht der finanziell angeschlagene Chipbroker CE Consumer Electronic einen Neuanfang. Aktionäre sollen auf der außerordentlichen Hauptversammlung ihrer faktischen Enteignung zustimmen. Mit stürmischen Protesten ist zu rechnen. Die erspart sich CE-Chef Christopher R. DeNisco: Er schied bereits Ende Oktober aus.

Autor:Martin Fryba • 7.12.2005 • ca. 2:30 Min

Krise bei CE Consumer Electronic spitzt sich zu

Die Verwaltung des Münchner Chipbrokers CE Consumer Electronic will mit einem radikalen Kapitalschnitt das Unternehmen vor dem finanziellen Kollaps retten und bietet die Aktionäre zur Kasse. Nachdem die Firma Anfang Oktober den Verlust der Hälfte ihres Grundkapitals gemeldet hatte (CRN berichtete online am 7.10.2005), soll eine außerordentliche Aktionärsversammlung am 7. Dezember weitreichende Entscheidungen fällen. Vorstand und Aufsichtsrat wollen das Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von rund 25,5 Millionen Euro auf Null herabsetzen und anschließend im Zuge neu zu zeichnender Aktien in Höhe von rund 2,55 Millionen Euro gegen Bareinlage aufstocken. Die Anteilseigner sollen faktisch ihrer völligen Enteignung zustimmen, wogegen sie sich freilich wehren. Denn aus ihrer Sicht bestehen erhebliche Zweifel, dass dieser radikale Kapitalschnitt notwendig sei. Im Vorfeld der Hauptversammlung sind zahlreiche Gegenanträge gestellt worden, die zum Teil brisante Vorwürfe enthalten.

Bilanzielle Schieflage ausgleichen

»Das Ganze ist eine undurchsichtige Aktion, und es besteht durch diese Intransparenz der Verdacht der betrügerischen Enteignung der Altaktionäre«, so der harsche Vorwurf eines Aktionärs. Soweit will die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) nicht gehen. Der Verein hat zwar ebenfalls einen Gegenantrag zur geplanten radikalen Kapitalmaßnahme der Verwaltung gestellt, sieht aber vielmehr einen Kapitalschnitt im Verhältnis 5:1 als ausreichend an, um die »bilanzielle Schieflage angemessen auszugleichen«.

Ob der von CE geplante Kapitalschnitt auf Null tatsächlich notwendig ist, um die Insolvenz zu vermeiden, daran zweifeln manche Aktionäre. Insbesondere deswegen, weil der Vorstand offenbar kein aktuelles Testat eines Wirtschaftsprüfers vorlegen kann. Dieses könnte zumindest Aufklärung darüber gegen, ob die Abschreibungen auf die US-Tochter SDN Electronics, die schließlich zu den hohen Buchverlusten führte, korrekt vorgenommen wurden. Der Vorstand indes sieht sich nicht in der Lage, den eigentlich für Mitte November geplanten Zwischenbericht für die ersten neun Monate 2005 zu veröffentlichen. Dieser wäre jedoch als Anhaltspunkt für den vorgesehenen Kapitalschnitt dringend nötig, insbesondere im Hinblick darauf, ob die Höhe der Abschreibungen auf die US-Tochter SDN korrekt ist.

»Diese sind möglicherweise willkürlich oder grob fahrlässig herbeigeführt worden«, spekuliert denn auch der Düsseldorfer Aktionärsverein Investors Communication Group. Auch welche Angebote potenzielle Interessenten an der SDN der Muttergesellschaft gemacht haben, sei nicht bekannt, heißt es in dem Gegenantrag dieses Vereins. Darüber könnte zumindest Christopher R. DeNisco Auskunft geben, der bis zu seiner Ernennung zum CEO der CE Consumer Electronic auch CEO der US-Tochter SDN gewesen war. Doch DeNisco wird der Hauptversammlung fern bleiben. Er trat Ende Oktober mit sofortiger Wirkung zurück. Brisant dürfte die Sache werden, wenn Gerüchte zutreffen, wonach DeNisco die angeschlagene US-Firma in Eigenregie fortführen wolle. Die undankbare Aufgabe, der Aktionärsversammlung vorzusitzen, hat nun der langjährige Bereichsvorstand Michael Negel, der zum Nachfolger von DeNisco an die Spitze der CE Consumer Electronic berufen wurde. Er wird zusammen mit Finanzchef Friedrich Rettenberger für einen Neuanfang werben.

Die beiden Vorstände suchen nicht nur einen finanziellen Neuanfang, sie wollen die Gesellschaft in »CE Global Sourcing AG« umbenennen und die neuen Aktien künftig im Frankfurter Freiverkehr zum Börsenhandel anmelden. Der Firmengründer des Chipbrokers, Erich Lejeune, der das sinkende Schiff verlassen und sich vor einem Jahr von sämtlichen Anteilen getrennt hatte, motiviert möglicherweise ein letztes Mal die Hüter seines 1976 gegründeten und im Zuge des Börsengangs zum Milliarden-Imperium aufgestiegenen Unternehmens: »Ich wünsche, dass sie einen guten Neustart hinlegen«, gibt er dem Management auf den Weg.

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INFO

CE Consumer Electronic AG
Denninger Straße 15, D-81679 München
Tel. 089 9971-0, Fax 089 9971-1010
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