Abgeordnete entdecken Counter Strike

LAN-Party im Bundestag

24. August 2010, 9:38 Uhr | Lars Bube
Die Abgeordneten sollen sich selbst ein Bild von vermeintlichen "Killerspielen" wie Counter Strike machen.

Mit einer außergewöhnlichen Maßnahme wollen einige Medienpolitiker die Kompetenz der Bundestagsabgeordneten in Sachen Computerspiele verbessern: Im Herbst wollen sie eine art LAN-Party veranstalten, auf der die Politiker selbst im Plenarsaal aktuelle Spielehighlights wie Counter Strike testen sollen.

Immer wieder sind Computerspiele auch in der Politik ein heißes Diskussionsthema, besonders wenn um die so genannten Killerspiele geht. Schnell melden sich dann Volksvertreter zu Wort, die beispielsweise einen direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum von Ego-Shootern und Amokläufen sehen. Dabei übersehen sie gerne, dass solche Spiele zwar durchaus ein Faktor im psychologischen Bild eines Täters sein können, aber dennoch im Normalfall nie selbst der Auslöser für solche Taten sind. Oft fehlt den Politikern in der Diskussion auch jegliche Selbsterfahrung mit modernen Spielen und ihrer Bedeutung für die Jugendkultur.

Um solche Wissens- und Erfahrungslücken bei ihren Kollegen zu schließen, haben drei Bundestagsabgeordnete von FDP und CSU jetzt vorgeschlagen, doch einmal selbst Hand anzulegen und selbst Erfahrungen mit einigen aktuellen Top-Spielen zu sammeln. Dazu soll es im Herbst eine Art LAN-Party des Bundestags geben, für die der Plenarsaal mit Rechnern und einem entsprechenden Netzwerk ausgestattet wird, so dass die Abgeordneten einmal persönlich in medias res gehen und ordentlich »zocken« können. Dabei sollen die teilnehmenden Abgeordneten mehrere Titel aus verschiedenen Genres spielen, unter anderem auch den oft kritisierten Shooter Counter Strike.

Als Verstärkung für diese Aktion haben sich Jimmy Schulz (FDP) aus der Enquete-Kommission »Internet und digitale Gesellschaft« und seine Kollegen Manuel Höferlin (FDP) und Dorothee Bär (CSU) neben Branchenverbänden der Spieleindustrie und erfahrenen Gamern auch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die Bundeszentrale für politische Bildung, sowie die Suchtbeauftragte des Bundestags mit ins Boot geholt. So hoffen die drei Medienpolitiker auf eine möglichst rege Teilnahme möglichst vieler Kollegen. Immerhin dürfte die größte Angst vieler ihrer Kollegen nicht sein, nach der Veranstaltung Amok zu laufen – vielmehr dominiert die Scham, ein völlige Unkenntnis der Spiele, die man sonst so gerne populistisch kritisiert, zu offenbaren.


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