Übernahme von Packard Bell

Lenovo steigt in den Retail-Markt ein

14. August 2007, 9:40 Uhr |

Lenovo verhandelt über eine Akquisition des Konkurrenten Packard Bell. Mit dem Zukauf gelänge der Direkteinstieg in den europäischen Retail-Kanal, den der chinesische Konzern mit seinen zu Jahresbeginn gelaunchten Consumer-PCs noch nicht geschafft hat.

Der harte Verdrängungswettbewerb auf dem PC-Markt hat wie erwartet eine neue Konsolidierungswelle eingeleitet. So hatte Acer-Chef Gianfranco Lanci vor kurzem angekündigt, nach einem geeigneten Übernahmekandidaten im PC-Geschäft Ausschau zu halten. In diesem Zusammenhang wurde auch der europäische Anbieter Packard Bell genannt. Jetzt hat das Lenovo-Management überraschend angekündigt, dass bereits Übernahmeverhandlungen mit einer »dritten Partei« um Packard Bell laufen würden. In einem Interview mit Computer Reseller News USA verglich Lenovo-CEO William Amelio die geplante Akquisition mit dem historischen Kauf von IBMs PC-Geschäft, der reibungslos verlaufen sei: »Wir sind immer auf der Suche nach Wachstumsmöglichkeiten und fragen uns natürlich, ob es besser ist organisch zu wachsen oder durch Zukäufe.« Amelio räumte aber auch ein, dass der Deal durchaus noch scheitern könne.

Für den chinesischen Konzern wäre die ehemalige NEC-Tochter eine ideale Ergänzung. Die Retail- Marke zählt im Consumer- Segment zu den größten PC-Herstellern in Europa. Laut dem Marktforschungsinstitut GfK lag Packard Bell 2006 bei Consumer- Desktops in Deutschland nach Stückzahlen hinter Fujitsu Siemens Computers (FSC) und Hewlett- Packard auf Platz drei (CRN berichtete in Ausgabe 14/2007). Nach Umsatz lag der Hersteller sogar gleichauf mit HP auf Platz zwei. Bei Consumer-Notebooks rangiert Packard Bell nach eigenen Angaben europaweit auf Platz fünf, in Deutschland immerhin unter den Top Ten.

Lenovo ist dagegen durch die Übernahme des PC-Geschäfts von IBM traditionell Großkundenlastig und nur auf dem chinesischen Heimatmarkt auch im Privatkundengeschäft stark. Für den lange angekündigten Einstieg ins Consumer-Segment in Europa stellte Lenovo erst zu Jahresbeginn 2007 Produkte vor (CRN berichtete in Ausgabe 10/2007). Die Consumer-PCs der »3000 K«-Serie werden vorerst über den bestehenden Partnerkanal verkauft, worüber nicht alle der ehemaligen Think Pad-Center begeistert sind. Für den Einstieg ins Retail- Geschäft läuft derzeit ein Pilotprojekt in Frankreich, weil die Marktverhältnisse leichter auf andere europäische Länder übertragbar wären als in Deutschland, wie Lenovo-Chef Marc Fischer erklärte. Lenovo würde den Einstieg ins harte Retail-Geschäft nicht überstürzen, so Fischer: »Es macht keinen Sinn den 17. oder 18. PC ins Regal zu stellen, wenn er kein eigenes Gesicht hat.« Jetzt hat sich der Hersteller offensichtlich entschlossen, lieber eine eingeführte Retail-Marke zu kaufen, als den Einstieg mit den eigenen Produkten zu riskieren, zumal die Kassen nach dem überraschend erfolgreichen zweiten Quartal 2007 gut gefüllt sind.

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INFO

Packard Bell Deutschland GmbH
Rolandstraße 1 A, 34131 Kassel
Tel. 0561 93525-0, Fax 0561 93525-30,
www.packardbell.de


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