Seit Tagen sucht Oracle-Boss Larry Ellison nach dem neuen HP-Chef Leo Apotheker, angeblich wurden sogar Detektive eingeschaltet, um den Ex-SAP Manager auszuspüren. Dabei befindet sich Apotheker nach Auskünften von HP derzeit einfach nur auf einer großen Vorstellungsrunde bei Mitarbeitern und Kunden.
Nach einem turbulenten Monat rund um den über eine Affäre gestolperten HP-Chef Mark Hurd, seinen neuen Chef und Freund Larry Ellison und Hurds Nachfolger bei HP, Ex-SAP-Chef Leo Apotheker, klärt sich so manche Nebelschwade inzwischen wieder auf. Zuletzt hatten dabei insbesondere von Oracle-Chef Ellison angetriebene Gerüchte über ein angebliches Untertauchen Apothekers zur allgemeinen Frage geführt: »Wo ist Leo Apotheker?« (siehe: Oracle kriegt Apotheker nicht zu fassen). Einige Quellen berichteten gar von Privatdetektiven, die Oracle auf ihn angesetzt habe.
Doch wie sich jetzt herausstellte, verbirgt sich hinter dem kolportierten Verschwinden eher die konstruierte Begründung für eine Hexenjagd auf Apotheker, als ernsthafte Wahrheiten. Denn Apotheker befindet sich laut HP lediglich auf einer großen Antrittsreise, auf der er sich den Mitarbeitern und Kunden vorstellen will. Das bestätigen auch HP-Mitarbeiter aus Europa und den USA, die den vermeintlich untergetauchten Apotheker gut gelaunt in verschiedenen Außenstellen zu Gesicht bekommen haben. Und selbst Oracle hat inzwischen klargestellt, dass man keine Detektive auf Apotheker angesetzt hat.
Damit stellt sich nun eine ganz andere Frage: Was bezweckt Larry Ellison mit seiner skurrilen Kampagne gegen Apotheker, den er schon seit seiner Ernennung zum HP-Chef immer wieder hart angreift (siehe: Ellison attackiert HP und Apotheker)? Ellison versucht momentan mit allen Mitteln, Apotheker im Zuge des Verfahrens von Oracle gegen SAP wegen der Industriespionage durch die inzwischen abgewickelte Tochter TomorrowNow als Zeuge vor Gericht zu zerren. Dadurch könnte er mit SAP und HP gleich zwei Konkurrenten auf einmal in ihrem Ruf schädigen.
Der Gerichtsprozess ist dabei auch der Aufhänger für die Geschichte vom Verschwundenen Apotheker: Da der zuständige Gerichtszusteller in Oakland die Vorladung für Apotheker bisher nicht - wie vorgeschrieben - persönlich an ihn übergeben konnte, konstruierte Ellison daraus die Geschichte, der Deutsche sei untergetaucht, um nicht vor Gericht aussagen zu müssen. Dabei zeigt alleine schon die Tatsache, dass das Gericht weiterhin tatenlos auf eine Zustellung wartet, dass es dem Zeugen Apotheker gar keinen sonderlich hohen Stellenwert für den Prozess einräumt.