Lintec AG schließt Sanierungskonzept ab: Rettung in letzter Minute. Bei der Lintec AG war es fünf vor zwölf. Ohne Kapitalerhöhung und Betriebsmittelkredit hätte Vorstand Thomas Goletz die Notbremse ziehen müssen. Jetzt aber kann der Dienstleister, Auftragsfertiger und Eigenmarkenproduzent neu starten.
Thomas Goletz, letzter verbliebener Vorstand der Lintec AG, kann durchatmen: »Lintec kann wieder Aufträge entgegennehmen.« Ohne neues Kapital wäre das Unternehmen in die Insolvenz geraten. »Dann wäre mir nur noch die Ausgründung in eine Lohnfertigung übrig geblieben«, fügt der Vorstand hinzu. Denn aufgeben wollte Goletz nicht. »Lintec hat eine gute Infrastruktur, es ist alles vorhanden für eine gewinnbringende Fertigung und für hochwertige Dienstleistungen.« Den Beweis für diese These kann er nun antreten: Nachdem im August eine Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Aktien mit Wert von 2,3 Millionen Euro beschlossen war und die Hypo-Vereinsbank einen Betriebsmittelkredit über fünf Millionen Euro bewilligte, stehen dem ehemaligen Vorzeigeunternehmen in Sachsen neue Finanzmittel in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro zur Verfügung. »Diese Kapitalerhöhung ist Initialmaßnahme und Grundlage des Finanzierungskonzeptes.« Im Mittelpunkt für den Aktienkauf steht ein Finanzinvestor, der einen Unternehmensanteil von bis zu 30 Prozent übernehmen möchte. Im Gegenzug wird der Investor ins operative Geschäft eingebunden, vermutlich als Aufsichtsrat und Controller. Zudem wird der Vorstand Aktien im Wert zwischen 50.000 und 60.000 Euro erwerben. »Damit zeige ich Investor, Kleinaktionären, Banken und dem mit einer Bürgschaft beteiligten Freistaat Sachsen, dass ich voll hinter dem Konzept stehe«, versichert Goletz.
Dass die Lintec AG seit etwa zwei Jahren nur noch ums Überleben kämpfte, führt Goletz nicht zuletzt auf das Beteiligungskonstrukt zurück, das ihm Firmengründer Hans Dieter Lindemeyer nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen hinterlassen hat. Allein die RFI-Beteiligung hat der Lintec AG einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Und die Chip-Deal- Affäre um die Batavia in Passau hat Lintec fast um die Existenz gebracht. Noch immer belasten Rückstellungen für ein eventuell anhängiges Verfahren die Bilanz. Allerdings deutlich reduziert, nachdem »die Finanzbehörden sehr pragmatisch aber auch verständnisvoll erkannt haben, dass die Bürgschaft von zehn Millionen Euro auf 2,7 Millionen zurückgeführt werden kann.«
Jetzt startet Goletz den Lintec-Motor neu, kann wieder Aufträge für die Fertigung finanzieren. Das Unternehmen mit seinen 113 Mitarbeitern will aber auch mit Eigenmarken stärker von sich reden machen ? vor allem mit Produkten aus dem Umfeld der Consumer Electronic. So präsentierte das Unternehmen kürzlich einen 10-Zoll-TFT-Fernseher mit DVD-Player und DVB-T unter der Marke Safaya. »Unter dieser Marke werden wir noch in diesem Jahr mit der Produktion von 17-Zoll bis 37-Zoll-Fernsehern starten«, verrät Go- letz. Neben der Auftragsfertigung und der Eigenmarke wird Lintec Aftersales-Dienstleistungen für große Hersteller übernehmen. Dabei denkt Goletz vor allem an asiatische Firmen, für die der komplette Service einschließlich RMA abgewickelt wird. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit.
Für dieses Jahr rechnet Goletz noch »mit einem tiefroten Ergebnis, wobei im vierten Quartal durchaus schon schwarze Zahlen geschrieben werden«. Im kommenden Jahr peilt er einen Umsatz von 25 bis 30 Millionen Euro bei einem sechsstelligen Gewinn an.
______________________________________________
Lintec Information Technologies AG
Otto-Schmidt-Straße 22, D-04425 Taucha
Tel. 034298 71-300, Fax 034298 38433
www.lintec.de