Gute Linux-Erfahrungen und Support Entscheiden
Die Entscheidung für Red Hat Linux auf den Tausenden von PCs und Thinkpads wurde dennoch gründlich über einen Zeitraum von mehreren Monaten evaluiert. Einen guten Support setzten beide, Isenbeck und Strelow, voraus. »Wir hatten bereits in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit Red Hat Enterprise Linux auf den über dreißig zentralisierten Servern gemacht«, erklärt Isenbeck. Mit entscheidend für die Partnerschaft sei zudem die persönliche »Chemie« gewesen. »Das Pilotprojekt erwies, dass wir mit dem Hersteller offen zusammenarbeiten konnten«, so der Abteilungsleiter. Die vielen spezifischen Detaillösungen seien nur ein Beispiel dafür. Der Hersteller habe sie in seine Desktop-Offerte mit aufgenommen. »Die Funktionen, die uns vorher bei der Entwicklung unseres eigenen Client-Linux Kopfschmerzen bereitet hatten, sind heute weit besser implementiert«, freut sich Projektleiter Strelow.
Permanente Online-Verbindung zur Zentrale
Im Ablauf des Pilotprojekts hat es sich bewährt, die Linux-Desktops in Kombination mit dem entsprechendem Red Hat Network Management Server zur Verfügung zu stellen. »Auf diese Weise können wird den gesamten Rollout sowie anschließend das Management, also Software-Verteilung und Benutzeradministration, effizient von der Zentrale aus steuern«, sagt der Projektleiter.
Für den Online-Zugriff auf die zentrale Datenbasis in Münster steht jedem Agenturmitarbeiter an seinem Linux-PC permanent eine 2-MBit/s-ATM-Verbindung zur Verfügung: 1 MBit/s für die Daten- und 1 MBit/s für Sprachkommunikation, Druckdatentransfer sowie zukünftig geplantes Videoconferencing. Das ATM-Weitverkehrsnetz stellt T-Systems, inklusive der Service Level Agreements für die unterschiedlichen Verkehrsströme. Die Datenkommunikation wird via IP abgewickelt, die interne Telefonie zwischen den rund 2100 Standorten und der Zentrale über SVCs (Switched Virtual Circuits). Dadurch fallen für die interne Sprachkommunikation keine Telefonkosten an. Geht ein Mitarbeiter oder geht eine neue Agentur für den LVM ins Netz, wird von T-Systems dynamisch im Hintergrund die passende IP-Adresse zugewiesen.
Vom hohen Durchsatz der ATM-Verbindungen profitieren auch der Client-Rollout und die Systempflege durch das schnelle Herunterladen von Updates und Patches auf die PCs und mobilen Geräte. Die Außendienstmitarbeiter mit ihren Thinkpads unter Linux nutzen stationär die gleichen Verbindungen. Oder sie greifen unterwegs über die Kombination aus Bluetooth und UTMS/GPRS-Handy auf die zentralen Kunden- und Versicherungsdaten in Münster zu. Sie wählen sich dazu über mobile IP-VPN ins T-Systems-Netz ein. Dadurch sind auch ihre Daten während des gesamten Transports vor Angreifern geschützt. Ein umfassendes LDAP (Light Weight Directory Access Protocol)-Verzeichnis garantiert, dass alle Benutzereinträge und die persönlichen Zugriffsrechte zentral immer aktuell sind. Die Authentisierung der Linux-Clients, ob stationär oder mobil, erfolgt sicher per Chipkarte. Die Freeware Open SC liefert dazu die passende Schnittstelle.
Wettbewerbsvorteile nutzen
»Zentralisierte Datenhaltung sowie schneller Zugriff unserer Agenturen und mobilen Mitarbeiter sind wesentliche Wettbewerbsvorteile«, ist Werner Schmidt, IT-Vorstand des LVM, überzeugt. Ebenso sicher ist er sich, dass der LVM für die unternehmenskritischen Anwendungen im bundesweiten Verbund mit der kommerziellen Linux-Plattform und den performanten ATM-Verbindungen die richtige technische Lösung gefunden hat. Schmidt: »Unsere über ganz Deutschland verteilten Mitarbeiter haben darüber alle für einen guten Kundenservice erforderlichen Informationen genauso schnell parat, als lägen sie in ihrem lokalen Netz.«
Mit seiner Entscheidung für Linux steht der LVM nicht allein. Open-Source-Software gewinnt in den Unternehmen immer mehr an Bedeutung, so jedenfalls die Meta Group in einer Studie zum Open-Source-Markt. »Die spürbare Öffnung großer Anbieter wie IBM, HP, Dell, Fujitsu Siemens und Sun begünstigst diese Entwicklung«, so Eduard Stupening, Senior Director Consulting bei dem Marktforschungsunternehmen, das inzwischen zur Gartner Group gehört. »Zudem lassen sich die großen Linux-Distributoren zum Vorteil der Kunden sehr stark in die Supportverpflichtungen der Hardwareanbieter einbinden.«
Hadi Stiel ist freier Journalist in Bad Camberg.