Pragmatische Verwaltung
Auf die Frage ob es einem nicht anders wird, wenn man im Kundenauftrag einen funkelnagelneuen Cayenne auseinander sägt, um an der Karosserie zu arbeiten oder den Motor aufzubohren, antwortet Krauß gelassen: »Die Vorstellung, dass man hier ein neues Auto zerlegt, die hat man noch beim ersten Mal, aber danach dann nicht mehr«, erläutert er den Alltag der Fahrzeugveredelung. »Heute stehen ganz andere Dinge im Vordergrund, zum Beispiel das beruhigende Gefühl, zu wissen, dass pro Fahrzeugumbau alle benötigen Schrauben, Nieten, Halterungen und natürlich alle Original- und Eigenbauteile bereits speziell für den jeweiligen Umbau geplant und in der Vormerkung sind«, erläutert der Geschäftsführer einen seiner Erfolgsbausteine.
Dabei sind seine Anforderungen an die Ressourcen-Planung und die Warenwirtschaft alles andere als trivial: Es gilt nicht nur, die Porsche-Originalteile einzukaufen, zu lagern und entsprechend der Auftragslage zu bevorraten. Hinzu kommen vor allem auch die Bauteile aus eigener Fertigung, deren Einzelteile wiederum durchaus von verschiedenen Herstellern kommen können und die erst im Werk in Leonberg fertig konfektioniert werden. Und diese komplexe Gesamtstruktur muss sich in der Software abbilden lassen: über unterschiedliche Waren- und Artikelgruppen, mit Artikelnummern, anhand derer sich Produktbeschaffenheit, -zusammensetzung, -herkunft und auch die Konfektionierung ablesen lassen. Und trotzdem bleibt Krauß ruhig, wenn er an seine warenwirtschaftliche Versorgung denkt, die er als Backbone des Unternehmens bezeichnen kann.
»Von dieser ERP-Software haben wir außer der Warenwirtschaft noch die Module Produktion und Einkauf im Einsatz. Damit bewältigen wir die komplette Adress- und Artikelverwaltung, die Auftragsbearbeitung, die Preislistengestaltung für Händler und Endkunden, wir steuern Einkauf und Produktion und wir verfügen über eine Reichweitenkalkulation inklusive einem Bestellvorschlagswesen, wie wir es uns besser und pragmatischer nicht vorstellen können«, erläutert der Manager.
Investition in die Zukunft
Vor dem Einsatz der Software von Godesys arbeitete man mit der Individual-Software eines kleinen Herstellers, dessen System den komplexen Anforderungen einerseits und dem Unternehmenswachstum andererseits lange nicht mehr Stand halten konnte. »Das Team war klein damals. Es war ein reines Familienunternehmen. Da war die Überforderung sozusagen vorprogrammiert«, erinnert sich Krauß.
Geholfen hat TechArt bei der Auswahl seines neuen ERP-Anbieters natürlich, dass sie eine gute Vorstellung vom Anforderungsprofil hatten: »Durch unsere Erfahrung mit dem Anbieter-Vorgänger konnten wir recht gut formulieren, was wir wollten und was wir gar nicht wollten«, denkt Krauß zurück.
Damals bei der Anbieter- und Produktauswahl stand der Fortbestand des eigenen Unternehmens und damit die bestmögliche Investitionssicherheit mit weitem Abstand im Vordergrund: »Wir haben einen Partner gesucht, mit dem wir mindestens die kommenden zehn Jahre zusammen verbringen würden«, erläutert Krauß eine der wichtigsten Überlegungen.
Seither verfügen die Leonberger über eine noch nie dagewesene Transparenz im eigenen Unternehmen: »Damit verwalten wir hier exakt 34247 Adressen, 3000 davon sind Lieferanten, der Rest Kunden und Interessenten«, weiß Krauß binnen Sekunden zu berichten. »Außerdem sind zur Zeit 19740 verschiedene Artikel registriert, und ich kann Ihnen genau sagen, welcher Artikel welche Mindestbestellmenge hat und wann die nächste Lieferung erfolgen wird«, so der Geschäftsführer nicht ohne Stolz. »Die neu eingesetzte Software versetzt uns in die Lage, Soll-/Ist-Vergleiche zu fahren und liefert uns eine wertvolle Steuerungs- und Management-Hilfe. Ich kann ganz klar sagen, dass wir die Umsatzsteigerung der vergangenen Jahre von immerhin 25 Prozent ohne die neue Software nicht gepackt hätten«.
Rückblickend gibt sich der Geschäftsführer der Leonberger TechArt GmbH mit dem Projektverlauf sehr zufrieden: »Angefangen vom Erstkontakt mit dem Anbieter, mit der Beratung, bei der wir uns nicht überfordert gefühlt haben, über die Auswertungen und Analysen, die wir gefahren haben, über die Einführungszeit bis hin zum Echtbetrieb ? es ist wirklich gut gelaufen«.
Ute Zimmermann ist freie Journalistin in Wiesbaden-Auringen.