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Exklusiv-Interview

»Man kann das Hardware-Geschäft nicht nebenbei machen«

Bechtle ruht sich nicht auf den Rekordzahlen des vergangenen Jahres aus. Bis 2010 will das Systemhaus seinen Umsatz auf zwei Milliarden Euro steigern und sich auf Managed Services konzentrieren. CEO Ralf Klenk spricht mit <i>CRN</i> über den fortschreitenden Konzernumbau und wie Bechtle es schafft, im knallharten Hardware-Geschäft gute Margen herauszuholen.

Autor: Nadine Kasszian • 2.7.2008 • ca. 2:45 Min

Inhalt
  1. »Man kann das Hardware-Geschäft nicht nebenbei machen«
  2. »Man kann das Hardware-Geschäft nicht nebenbei machen« (Fortsetzung)

CRN: 2007 war ein absolutes Rekordjahr für Bechtle. Sie haben das beste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte hingelegt: Der Umsatz stieg um über 13 Prozent, der Ertrag um 29 Prozent. Wollen Sie diese Resultate im Jahr 2008 etwa noch verbessern?

Klenk: Wir sind natürlich froh, dass wir mit so guten Zahlen in unser Jubiläumsjahr 2008 starten konnten. Wir haben uns aber auch für dieses Jahr wiederUmsatzziele gesetzt. Den Umsatz wollen wir auf 1,5 Milliarden Euro steigern. Beim Ertrag wird es allerdings schwierig, das Vorjahr zu toppen. Dennoch wollen wir hier auf 60 Millionen Euro wachsen. Im ersten Quartal 2008 haben wir bereits eine deutliche Umsatzsteigerung von acht Prozent erreicht. Damit ist auch unsere Zielvorgabe für das gesamte Jahr gesetzt: Der Umsatz soll wieder um gute acht Prozent steigen.

CRN: Viele große Systemhäuser wie Bechtle, aber auch Cancom und PC-Ware vermelden Rekordergebnisse für das letzte Jahr. Spielt die Konsolidierung am Markt den Großen in die Tasche?

Klenk: Der Konsolidierungsprozess läuft seit mehreren Jahren und ist für uns kein neues Phänomen. Zudem war die Konjunktur im letzten Jahr und auch derzeit sehr positiv. Ein großes Systemhaus ist jedoch besser in der Lage, den konjunkturellen Rückenwind zu nutzen als kleinere Häuser. Außerdem fragen die Kunden zunehmend komplexe Produkte wie Security, Storage und Virtualisierung nach – da sind die Großen klar im Vorteil. Kleine Nischenanbieter werden ebenfalls immer einen Platz im Markt finden. Probleme sehe ich in der Zukunft vor allem für die klassischen kleineren und mittleren Systemhäuser in einzelnen Regionen.

CRN: Aufgrund der guten Konjunktur herrscht also uneingeschränkter Optimismus bei den großen Systemhäusern. Ist das nicht ein wenig blauäugig angesichts einer schwächelnden Wirtschaft in Amerika und England?

Klenk: Wir rechnen im laufenden Jahr auf keinen Fall mit einem ähnlich stabilen Konjunkturverlauf wie im ganzen Jahr 2007 und sind uns der schwierigen Gesamtwirtschaftssituation durchaus bewusst. Die Inflation liegt bei rund drei Prozent und die aktuelle Situation an den Börsen hat sich immer noch nicht erholt. Es ziehen erste Wolken auf. Einen Grund zu jammern gibt es aber nicht.

CRN: Um auf die Zukunft vorbereitet zu sein, hat Bechtle stark in neue Strukturen investiert. Sind weitere Änderungen geplant?

Klenk: Wir haben die Konzernstruktur umgebaut und die strategische von der operativen Konzernführung getrennt. Für das Management unserer operativen Geschäftseinheiten Systemhäuser, Managed Services und Bechtle direkt sind künftig eigene Bereichsvorstände zuständig. Die Führung der Bechtle AG liegt bei meinem Kollegen CFO Thomas Olemotz und mir als CEO. Den Umbau haben wir weitestgehend abgeschlossen, wir sehen dennoch auch das Jahr 2008 noch als Investitionsjahr.

CRN: Das heißt, Sie haben sich auch personell erweitert. In der Vergangenheit hat Bechtle mehrmals Mitarbeiter an Konkurrenten verloren: Neun Leute aus dem Bechtle-Team sind zu Software One gewechselt. In der Schweiz haben sich 30 Mitarbeiter geschlossen von Steffen Informatik abwerben lassen. Ist es in der IT-Branche schwer, gutes Personal zu finden?

Klenk: Ich freue mich natürlich nicht, wenn Bechtle-Leute zu Wettbewerbern abwandern. Aber es gibt ja auch häufig den umgekehrten Weg. Denke Sie nur an die Bereiche, in denen wir uns jetzt verstärkt haben.

CRN: Werden sich die strukturellen Investitionen auf die Ergebnisse im Jahr 2008 niederschlagen?

Klenk: Wir befinden uns glücklicherweise nicht in der Verlegenheit, einen Rückgang der Erträge mit Umstrukturierungsmaßnahmen erklären zu müssen. Im Gegenteil: Wir konnten und können Umsatz und Ertrag weiter steigern.

CRN: Langfristig sollen Investitionen sich auszahlen. Wann rechnen Sie mit den ersten Erfolgen?

Klenk: Bis zum Jahr 2010 wollen wir auf zwei Milliarden Euro Umsatz wachsen und haben in diesen Tagen unsere Vision 2020 verabschiedet, die eine Verdreifachung des Volumens vorsieht. Für das Jahr 2020 haben wir uns also viel vorgenommen: Unser Ziel liegt dann bei fünf Milliarden Euro Umsatz.