Mark Hurd ist der neue CEO von Hewlett-Packard/ Aufspaltung von HP weiter offen. Ab dieser Woche lenkt Mark Hurd als neuer CEO die Geschicke von Hewlett-Packard. Noch ist unklar, ob sich Hurd für eine Abspaltung der lukrativen Drucker-Sparte entscheidet. US-Broadliner äußern sich positiv über den Nachfolger von Carly Fiorina.
Nachdem HP länger darüber diskutiert hatte, Fiorinas Posten mit Vyomesh Joshi, Executive Vice President der HP Imaging und Personal Systems Group, zu besetzen, fiel die Entscheidung doch auf einen externen Kandidaten: NCR-Veteran Mark Hurd, der 25 Jahre bei NCR in Dayton agierte, übernimmt am 1. April die Führung des HP-Konzerns. »Hurd hat bei NCR über lange Jahre hervorragende Führungseigenschaften bewiesen und die Fähigkeit, komplexe Organisationen zu leiten«, begründet Patricia Dunn, Non-Executive Chairman bei HP.« Der neue HP-Chef wurde in einer ersten Telefonkonferenz von Wall-Street-Analysten aufgefordert, zu einer Aufspaltung des Konzerns Stellung zu beziehen. Viele Analysten und Investoren fordern vor allem eine Abspaltung der lukrativen Drucker-Sparte. Bislang stammen etwa drei Viertel des Konzerngewinns aus dem Drucker-Segment. »Ich ziehe es vor, die Situation zu analysieren, bevor ich zu einem solchen Entschluss komme«, so Hurd. Allerdings sagte der neue CEO, dass es keine Vorbedingung des Verwaltungsrats gebe, die bisherige Ausrichtung des Konzerns beizubehalten. »Ich muss zuerst Mitarbeiter, Kunden und Partner kennen lernen, um alles über das Geschäftsmodell zu erfahren.«
Auf Hurd warten bei HP darüber hinaus wichtige Aufgaben im Channel. Denn hier herrscht dringender Handlungsbedarf, wie auch die CRN-Channeltracks wiederholt gezeigt haben. Dabei geht es weniger darum, völlig neue Channelstrategien zu entwickeln, sondern mehr darum, die existenten Strukturen zu festigen und auszubauen, fordern HP-Partner. Allerdings ist derzeit noch nicht klar, ob Hurd als »Channel-freundlich« gelten darf und welche Rolle er beim Aufbau des NCR-Channels spielte. NCR-Partner berichteten beispielsweise unserer US-Schwesterzeitung CRN, dass bei NCR unter Hurd eine neue, verbesserte Provisionsregelung für den Direktvertrieb eingeführt wurde, was auch prompt einen spürbaren Channelkonflikt auslöste. Diese NCR-Strategie steht im krassen Gegensatz zu der bislang von HP und auch IBM propagierten klaren und starken Fachhandelsausrichtung. 90 Prozent der 627 Millionen Dollar, die NCR mit seinen POS-Produkten ? Kassen und Terminals ? 2004 einspielte, wurden über den Direktvertrieb generiert. Partnerbeziehungen unterhält NCR vorrangig mit großen Systemintegratoren wie EDS, Accenture, Capgemini, Bearing Point oder Bull. Rich Peterson, President des NCR-Solution-Providers Abacus Business Solutions, bestätigt Hurd jedoch einen positiven Einfluss auf die Channelentwicklung von NCR: »NCR vollzog in den letzten 18 Monaten eine Wendung zum Channel hin. Das Management versteht den Channel.«
Die großen US-Broadliner setzen jedenfalls große Hoffnungen in Hurd: »Ein Wechsel bringt immer auch neue Chancen mit. Wir hoffen, dass HP weiterhin auf die Channel-Strategien setzt, die der Konzern auf der diesjährigen Partnerkonferenz vorgestellt hat«, betont Paul Bay von Ingram Micro. Ähnlich äußert sich Ken Lammeck vom Konkurrenten Tech Data: »Das POS-Geschäft von NCR war sehr solide. Ich war sehr beeindruckt, wie schnell das HP-Management einen Nachfolger für Fiorina gefunden hatte. Das ist eine gute Nachricht.«
Ein Manager eines großen Distributors, der nicht namentlich genannt werden möchte, fordert Hurd auf, schnell ein starkes Bekenntnis zum Channel abzugeben. »Distributoren und Händler verlangen von HP klare Regeln. Diese Regeln haben sich in der Vergangenheit ständig geändert, das hat zu Konflikten geführt«, so der Manager.
Beruhigend dürfte es für die Partner allerdings sein, dass Vyomesh Joshi, der Executive VP des Konzerns, HP nicht verlassen will. Joshi gilt als Channel-freundlich. »Ich bin sehr eng mit HP verbunden und arbeite hier seit 25 Jahren«, erklärt Joshi gegenüber CRN-USA. Auf der Partnerkonferenz des Unternehmens forderte Joshi den Handel auf, dass jetzt die Zeit gekommen sei, Dell und IBM zu schlagen (siehe CRN 8/2005). Der Manager versprach den Partnern unter anderem Channel-Konflikte einzuschränken, genauere Regeln der Zusammenarbeit zu definieren sowie die Umsätze über Partner signifikant zu erhöhen. Joshi betonte, den neuen CEO Hurd tatkräftig zu unterstützen.
Die Ernennung von Mark Hurd zum neuen CEO von Hewlett-Packard ist sicher eine Überraschung. Im Silicon Valley ist der 48-jährige Manager, der zuvor den kleineren Konzern NCR geleitet hatte, praktisch ein Unbekannter. Darüber hinaus unterscheidet sich das Geschäftsmodell von NCR, dem weltgrößten Hersteller von Kassensystemen, stark von dem des zweitgrößten IT-Herstellers der Welt. Beispielsweise generierte NCR seine Umsätze fast ausschließlich über den Direktvertrieb. Hurd verfügt somit über fast keine Channel-Erfahrung. Insofern ist es für den Handel wichtig, dass das Channel-freundliche Team um Vyomesh Joshi an Bord bleibt.
______________________________________________
Hewlett-Packard
Herrenberger Straße 140, D-71034 Böblingen
Tel. 07031 14-0, Fax 07031 14-2999
www.hp.com