Vor allem wegen der rapide sinkenden Preise wächst die Nachfrage nach portablen Navigationslösungen – noch. Aber das Wachstum schwächt sich ab. Handel und Distribution setzen deshalb verstärkt auf Markenanbieter. Selbst Retailer wollen nicht mehr jede Preisrunde nach unten mitmachen.
Gerade jetzt in der Urlaubszeit sind portable Navigationsgeräte stark gefragt. Der Markt wächst zumindest nach Stückzahlen noch immer kräftig. Für 2008 prognostiziert der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) einen neuen Absatzrekord von 4,8 Millionen tragbaren Navigationsgeräten. Im Vergleich zum Vorjahr mit einemAbsatz von 3,6 Millionen Geräten ist das ein Plus von 33 Prozent. Ein Grund für die anhaltende Nachfrage ist der starke Preisverfall. Während der Durchschnittspreis vor einem Jahr noch bei rund 300 Euro pro Gerät lag, zahlen die Käufer heute im Schnitt nur noch rund 200 Euro. Der Umsatz wird deshalb nach Bitkom-Schätzung 2008 nur noch um drei Prozent auf etwas über eine Milliarde Euro steigen.
»Von einem Boom im Navigationsmarkt ist derzeit nichts zu spüren«, beklagt Matthias Arnold, Leiter Produktmanagement Navigation beim TK-Distributor Komsa. Bereits im Jahresendgeschäft 2007 hätten die Händler nicht nachgeordert und im ersten Quartal wären die Lager noch voll gewesen. Als der Markt im zweiten Quartal wieder anzog, waren die zur CeBIT vorgestellten, neuen Geräte meist nicht verfügbar. Einige Hersteller liefern sie erst jetzt in kleinen Mengen aus. Lieferprobleme gibt es unter anderem bei Falk und dem Navigon Top-Produkt 8110. Schuld sind knappe Komponenten, denn die Displays und Speicher werden auch in ultramobilen PCs verbaut.
Während aktuelle Geräte kaum verfügbar sind, ist immer noch viele alte Ware im Kanal. Mit Preisaktionen versuchen Hersteller und Distribution diese abzuverkaufen, was die Preisspirale zusätzlich antreibt. Wenn, wie aktuell, ein Navi für 79 Euro im Retail angeboten wird, setzt das in den Köpfen der Kunden einen neuen Einstiegspreis. »Das sorgt dafür, dass sich die Volumina innerhalb der Preisbänder weiter nach unten verschieben«, beklagt auch Andreas Guthmann, Regional Sales Manager DACH bei TomTom. Der Einstiegspreis liege mittlerweile schon bei 99 Euro, was dem Marktführer allerdings keine Bauchschmerzen bereite, weil Tom Tom nur Geräte zwischen 149 und 499 Euro anbiete.
Inzwischen rudern Hersteller und Handel zurück. Selbst die Retailer, über die rund zwei Drittel der portablen Navis verkauft werden, wollen nicht mehr jeden Preispunkt mitgehen und setzen lieber auf Markengeräte, die sich auch gut abverkaufen lassen. »Der Trend geht ganz klar zu den Markenherstellern. Die Preisdifferenz zwischen Noname, Einstiegs- und Markenware ist inzwischen so gering, dass es immer schwerer wird, Noname-Geräte zu verkaufen«, erklärt Komsa-Produktmanager Arnold. Mittelfristig sieht er zwei Preisgruppen: Einsteigergeräte von 99 bis 129 Euro und voll ausgestattete Geräte zu 199 bis 249 Euro. Daneben würden sicher auch hochpreisige Geräte nachgefragt, das sei aber kein Volumengeschäft.