Als letzten Wachstumsmarkt entdecken die Mobilfunk-Anbieter gerade kleine und mittelgroße Firmen. Dabei sind sie zwingend auf ITK-Systemhäuser angewiesen. Denn nur über solche Partnerschaften können die Carrier erfolgreich Lösungen entwickeln und vermarkten, die auf die mittelständische Zielgruppe zugeschnitten sind.
Statistisch gesehen besitzt inzwischen jeder Einwohner Deutschlands ein Mobiltelefon. Wachstum gibt es für die Anbieter also nur noch durch Wechsel-Kunden und durch gute Ideen, für die die Nutzer mehr Geld auszugeben bereit sind. Im Privatkundensegment haben die Mobilfunker dabei nur mäßig Erfolg: Während sich EPlus schon vor Jahren mit »iMode« eine blutige Nase holte, versucht derzeit Vodafone mit großem Werbeaufwand, das »Handy 2.0« feilzubieten. Der Nutzer soll unterwegs bei Ebay einkaufen, die »Tagesschau « konsumieren oder Kontakte via »My Space« knüpfen.
Doch der Normalverbraucher ist eher konservativ und knickerig: Laut TNS Infratest sind die beliebtesten Mobilfunk-Funktionen nach wie vor Anrufe und SMS. Ein noch zu wenig beachteter Wachstumsmarkt ist dagegen das Segment der mittelständischen Unternehmen, wie Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg- Essen, meint. In diesem Markt sei vor allem Beratung gefragt, mit der die Mobilfunkanbieter bei Businesskunden einen Konkurrenzvorsprung erlangen könnten.
Ganz einfach ist der Zugang zu diesem Marktsegment allerdings nicht. Sollen konkret Lösungen für die mittelständische Zielgruppe entwickelt und vermarktet werden, sind die Carrier zumeist auf die Kooperation mit Systemhäusern angewiesen. Denn solche Partner bringen nicht nur spezialisiertes Technologiewissen mit, sondern verfügen in der Regel auch über die erforderliche Branchenkompetenz, die den großen Mobilfunk- Unternehmen in der Breite fehlt. Noch hat sich diese Erkenntnis aber nicht bei allen Anbietern gleichermaßen durchgesetzt. Auch Nikolaus Mohr, Geschäftsführer für den Bereich Communications & High Tech bei Accenture, bescheinigt den Mobilfunkern Versäumnisse: »Für die Anbieter ist jetzt Kompetenz in der Kundenanalyse wichtig.« Bisher haben die meisten Carrier und Provider die Bedürfnisse der verschiedenen Kundengruppen zu nachlässig ermittelt. Gezielte Angebote für einzelne User-Communities seien nötig, mehr Anwenderfreundlichkeit und besserer Kundenservice, meint Mohr. Zudem würden die Mobilfunkanbieter wichtige Trends kaum wahrnehmen oder unterschätzen wie etwa die Machine-to- Machine-(M2M-)Kommunikation.
Diese Kritik trifft zumindest auf E-Plus nicht zu: Gemeinsam mit der Safran Group-Tochter Dr. Neuhaus aus Hamburg vermarktet der Düsseldorfer Carrier beispielsweise Lösungen für die mobile Anbindung von Fahrzeugflotten. Das Zirndorfer Systemhaus Lucom offeriert E-Plus- Lösungen für das Fernwirken von Maschinen und die Alarmierung von Technikern. Und bei mobilen Intranet-Lösungen kooperiert E-Plus mit 3n Consult + Organice aus Nienburg.