Funktechnik

Multi-Gigabit-Wireless soll Kabelsalat den Garaus machen

11. September 2007, 17:55 Uhr | Bernd Reder

Forscher am Georgia Electronic Design Center arbeiten derzeit an einer ultraschnellen, kabellosen Datenübertragung mit dem Namen »Multi-Gigabit-Wireless«. In etwa drei Jahren soll die Technik so weit sein, dass sich damit der Inhalt einer DVDs in wenigen Sekunden übertragen lässt. Einsatzgebiete sehen die Fachleute in Unternehmen und Heimnetzwerken.


Dr. Stephane Pinel vom Georgia Electronic Design Center erläutert die Funktionsweise von Multi-Gigabit-Wireless.

Das Forscherteam des Georgia Electronic Design Center konzentriert sich auf Frequenzen im Bereich 60 GHz. Über eine Entfernung von einem Meter konnten die Wissenschaftler eine Transferrate von 15 GBit/s erreichen. Bei zwei Metern Abstand ist eine Rate von 10 GBit/s möglich, und über fünf Meter funkt Multi-Gigabit-Wireless immerhin noch mit 5 GBit/s.

Damit kommt das Verfahren nicht als Ersatz für Wireless-LANs in Frage, sondern eher als Kurzstrecken-Breitbandtechnik. »Unser Ziel ist es, den Datendurchsatz weiter zu optimieren, um neue drahtlose Anwendungen sowohl in Büro- als auch in Heimumgebungen zu ermöglichen«, so Professor Joy Laskar, der Leiter des Forschungsteams.

Laskar erwartet, dass die ersten schnellen Direktverbindungen in weniger als zwei Jahren zur Verfügung stehen. Damit könnten externe Festplatten, Laptops, MP3-Player, Handys und andere Endgeräte große Datenmengen Zeit austauschen.

Schnelle Synchronisierung von Daten

In Rechenzentren könnten Server-Racks ohne den sonst üblichen Kabelsalat installiert werden. »Bei einer Transfergeschwindigkeit von 10 GBit/s ist es beispielsweise möglich, im Geschäft eine gekaufte DVD in wenigen Sekunden auf das Mobiltelefon laden oder zwei Laptops in kürzester Zeit synchronisieren«, erläutert Dr. Stephane Pinel, ein Mitarbeiter von Laskar.

Nach Angaben der Forscher soll Gigabit-Wireless zu den vorhandenen WLAN-Standards der Reihe IEEE 802.11 kompatibel sein. Zudem wird an Adaptern gearbeitet, mit denen Geräte, die bisher über USB oder Firewire angeschlossen werden, auch mit der schnellen Funktechnologie funktionieren.

In den kommenden zwölf Monaten wollen die Forscher die Übertragungsrate verdoppeln, ohne dass sich der Strombedarf des Systems erhöht.

IBM: 60 GHz für Personal Area Networks

Im vergangenen Jahr hat bereits IBM einen Transceiver vorgestellt, der Daten im 60-GHz-Band überträgt. Auf einer Web-Seite seiner Forschungsabteilung geht IBM auf Einsatzmöglichkeiten von 60-GHz-Funksystemen ein.

Neben Personal Area Networks (PANs) mit Reichweiten von etwa zehn Metern zählt auch Wireless-HDMI (High-Definition Multimedia Interface) dazu. Über drahtlose HDMI-Verbindungen könnten hoch auflösende Videoaufnahmen, inklusive Ton, auf mobile Geräte übertragen werden.

Wenig Erfolg versprechend sind laut IBM dagegen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen mit dieser Technik. Luft und Regen beeinträchtigen demzufolge die Übertragung zu stark. Diese Faktoren wirken sich bereits bei Entfernungen ab 100 Metern aus.


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