Potsdam (dpa) - Bescheidenheit ist seine Sache nicht und eitel ist er auch: Modedesigner Wolfgang Joop. Seinem Ruhm und seinem Ansehen schadet das aber keinesfalls. Er sei «froh, dass ein wenig von dem Glamour und der Offenheit Ihrer Welt bei uns...
…verbleibt», betonte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) zum 65. Geburtstag des prominenten Potsdamers im vergangenen November.
Geboren auf einem Bauernhof in Potsdam, verfrachtet nach Braunschweig, wo er sich als Einzelkind isoliert fühlte, später dann als Erfolgsdesigner seiner Marke Joop in Hamburg, kehrte er erst 1998 zurück in seine Heimatstadt. Seitdem lebt Joop seinen Traum mit dem Label Wunderkind. Seine Anteile an dem 1981 gegründeten Label Joop hatte er zuvor verkauft.
Der 65-Jährige ist ein durchaus exaltierter, aber humorvoller und selbstkritischer Star-Modemacher: «Fehler? Ach, die habe ich viele», räumte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa ein. Vor allem aber ist der deutsche Top-Designer ein Multitalent: Joop hat Werbepsychologie und Kunsterziehung studiert, machte später als bildender Künstler, Maler, Schriftsteller und Schauspieler von sich reden. Zeichnen ist jedoch sein größtes Talent. Bis zu neun Stunden steht er manchmal an seinem Holzpult und lässt den Bleistift über das Papier gleiten.
So kreiert Joop als kreativer Leiter der Firma unermüdlich seine Wunderkind-Mode «leicht irritierend, etwas Boheme» - oder auch immer wieder etwas jenseits der Haute Couture wie jüngst Kompressionsstrümpfe. Einst inspirierten die «Trümmerfrauen» den jungen Modemacher Joop, der 1978 mit einer Pelzkollektion den internationalen Durchbruch feierte. Bis heute findet er das Natürliche aufreizender als das Geleckte. Aber auch ein Styling von Tokio-Hotel-Frontmann Bill Kaulitz gefällt ihm: Diese Image sei ihm wirklich lieber als der «demonstrativ harmlose Männertyp», der gerade das deutsche Kino dominiert.
Über sich selbst sagt der Beau: «Ich mache nichts, um mich zu retouchieren.» Diäten sind seine Sache nicht: Nach frisch gepressten Gemüsesäften am Morgen schlägt Joop gerne am Nachmittag bei Schlagsahne und Torte zu.
Privat lagen in diesem Jahr Freud und Leid eng beieinander für den Designer. Im Mai starb zunächst seine Mutter Charlotte im Alter von 94 Jahren, die eine dominante Rolle in seinem Leben spielte. Nur zwei Wochen später wurde der Potsdamer erneut Großvater: Tochter Florentine bekam Zwillinge. Helena und Friedrich seien das «schönste Trost-Geschenk» nach dem Tod der Mutter, so Joop selbst.
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